Ein Lektorat für Rechenschaft vor El Greco. Der Verleger Walter Kahnert als re(di)gierender Leser von Nikos Kazantzakis

Von Bart Soethaert | Zuletzt bearbeitet 15.05.2023

In der kritischen Betrachtung aller Übersetzungen der Romane von Nikos Kazantzakis in deutscher Sprache wird häufig auf deren signifikante Inäquivalenz-Beziehung zu den griechischen Ausgangstexten hingewiesen. Dass in dieser Sache allerdings den Übersetzer*innen aus dem Neugriechischen (insb. Alexander Steinmetz, Helmut von den Steinen und Isidora Rosenthal-Kamarinea) am wenigsten etwas vorzuwerfen ist, daran bestand für Nikos und Eleni Kazantzakis kein Zweifel. Welche weiteren Akteursprofile nahmen demnach Einfluss auf die Vermittlung, die Übersetzung und das Textbild der Romane von Kazantzakis? Welche Schlüsselfunktion kommt den deutschen Übersetzungen als vermittelnden Texten für weitere Relais-Übersetzungen in anderen Sprachen zu? Welche unterschiedlichen Rollen nahmen die involvierten Akteur*innen während der Produktion der Übersetzungen aktiv wahr bzw. welche wurden an sie herangetragen? Welchen zeithistorisch und kulturell bedingten Interessen und Überlegungen waren ihre Handlungen und Interaktionen ausgesetzt und wurden schließlich auf den übersetzten Roman bzw. Rechenschaft vor El Greco (Bd. 1: 1964, Bd. 2: 1967, in einem Band: 1978) übertragen?

Inhalt

Walter Kahnert, ein Verleger von Nikos Kazantzakis

Als im März 1957 die Griechische Passion als 31. Titel im zweiten Programm der gemeinsamen Verlegerinitiative “Bücher der Neunzehn” neu aufgelegt wurde, blickte Walter Kahnert auf die besondere Bedeutung von Nikos Kazantzakis für das Programm der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung aus Berlin-Grunewald zurück und widmete seinem engen Verlagsfreund (und Kazantzakis’ literarischem Agenten) Max Tau das Exemplar wie folgt: “Meinem lieben, alten Freund Max in ebenso alter und herzlicher Anhänglichkeit, ja Liebe und Dankbarkeit, weil Du mir den in Europa unverwechselbaren Autor dieses Buches zugeführt hast.”1

Für die Griechische Passion (1951), die Letzte Versuchung (1952), Freiheit oder Tod (1954), Rechenschaft vor El Greco (1964) und Brüdermörder (1968) realisierte Walter Kahnert (bzw. sein Nachfolger) in kürzester Zeit die deutsche Erstausgabe. Für die Romane Alexis Sorbas. Abenteuer auf Kreta (1952) und Mein Franz von Assisi (1956), die ursprünglich bei Friedrich Vieweg & Sohn in Braunschweig bzw. Christian Wegner in Hamburg erschienen, besorgte Herbig (teilweise revidierte) Neuausgaben (1982 bzw. 1979). Die Taschenbuchausgaben erfolgten meistens über Rowohlt in Hamburg, dennoch blieb Kahnert auch auf diesem Gebiet nicht unbeteiligt, denn abgesehen von der bereits erwähnten Ausgabe im Rahmen der “Bücher der Neunzehn” (1957) nahm er die Griechische Passion auch in seine sogenannte “Non-Stop-Bücherei” (Bd. 75, 1957) auf – eine Taschenbuchreihe, die er 1951 an Herbig angegliedert hatte und die unter eigenem Namen firmierte. Auch bei Herbig erschienen die Textsammlung Im Zauber der griechischen Landschaft (1966), zusammengestellt und übersetzt durch Isidora Rosenthal-Kamarinea, sowie Eleni Kazantzakis’ Einsame Freiheit. Biographie aus Briefen und Aufzeichnungen des Dichters (1972).

Wer sich also ‘Kazantzakis in deutscher Übersetzung’ anschauen möchte, kommt an der Figur und Mittlertätigkeit von Walter Kahnert kaum vorbei. Umso überraschender ist es, dass der Verleger, der laut Tau (Tau, 22.12.1964) “nicht nur jedes Manuskript selbst las, [sondern] es bearbeitete”, nicht in den Fokus jener Forscher*innen geraten ist, die (nicht ganz zu Unrecht) auf die mangelnde Qualität der deutschen Kazantzakis-Übersetzungen hingewiesen haben (Rondholz, 12.10.2001; Reinsch, 2008).

Ein notorischer ‘Verleger-Lektor’

Dass in dieser Sache allerdings den Übersetzer*innen am wenigsten etwas vorzuwerfen ist, daran bestand für das Paar Kazantzakis kein Zweifel. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der dritten Übersetzung in Folge, nämlich der von Καπετάν Μιχάλης 1954 unter dem Titel Freiheit oder Tod, war ihnen schließlich eindeutig klar geworden, wie hemmungslos Kahnert als ‘Verleger-Lektor’ in die Werke, die er herausbrachte, eingriff. Nachdem Kazantzakis im Juli 1955 gemeinsam mit dem Übersetzer Helmut von den Steinen die deutsche Publikation mit dem griechischen Text verglichen hatte, war jede Vertrauensbasis zwischen Verleger und Autor nachhaltig zunichte gemacht worden. In einem Brief vom 12. Juli 1955 brachte Kazantzakis, für seine Verhältnisse unmissverständlich und ausnahmsweise auf Deutsch, seinen Ärger an Tau zum Ausdruck:

Kahnert hat Änderungen unternommen, hat ganze Szenen weggelassen, ohne mich zu fragen. Das ist ganz unannehmbar. Er hat vielleicht 200 oder noch mehr Adjektiven geändert, verwechselt mit anderen, solche die das Wesentliche nicht ausdrücken, ohne Charakter, ohne Geschmack, ohne Farbe – d.h. ohne meinen Stil. […] Kahnert hat mein Buch kahnertisiert und verstümmelt. Und das will und darf ich unter keinen Bedingungen erlauben. […] Vielleicht hat er es gemacht damit das Buch kürzer also billiger wird; dann aber er musste einfacher das Buch nicht nehmen; und nicht dieses männliche Buch kastrieren. Mit Kahnert will ich also, mein lieber Freund, nicht mehr arbeiten. […] Dr. von den Steinen sagte mir gestern er war selbst empört und gleichzeitig hat Ihnen und Dr. Hill geschrieben und sich geklagt; er hat aber nie eine Antwort erhalten. […] Von welchem Text hat Dr. Hill die englische Übersetzung für England und Amerika machen lassen? Hat er einen Kahnert übersetzt oder einen Kazantzakis? (Däumling, 1988, 113–114)

Nach Ben Petres vergleichender Studie zu den Übersetzungen dieses Romans in germanischen Sprachen (Petre, 2010) können wir nun mit Gewissheit sagen, dass Jonathan Griffin für den Bruno Cassirer Verlag (unter der Leitung von Cassirers Schwiegersohn, Günther Hell, der sich in Oxford Georges Hill nannte) einen ‘Kahnert’ ins Englische übersetzt hat. Die Abhängigkeit der Zirkulation von Kazantzakis’ Romanen in anderen Sprachen von Relais-Übersetzungen (Soethaert, 2023) bringt demnach weitere entscheidende Schaltstellen zum Vorschein, die umfassenden Einfluss auf die Textgrundlage für und die Produktion von Übersetzungen genommen haben. Die Schlüsselrolle, die den deutschen Übersetzungen als vermittelnde Texte z.B. für die englischen Relais-Übersetzungen zukommt, war auch Eleni Kazantzaki schmerzlich bewusst. Entsprechend äußerte sie 1978 ihre Empörung über Walter Kahnert und machte in einem Brief an Elisabeth Stader den redigierenden Lektor hauptverantwortlich für die mangelnde Qualität der deutschen Übersetzungen und ihrer Derivate:

Ja, ich wusste schon seit längerem, dass die deutschen und leider auch die englischen Übersetzungen der Bücher meines Ehemannes sehr, sehr schlecht sind… Wir hätten noch zwei wunderbare deutsche Übersetzungen haben können, nämlich die von Helmut von den Steinen, d.h. Freiheit oder Tod und Mein Franz von Assisi. Aber der Inhaber des Herbig Verlags, Walter Kahnert, war ein absolut unmöglicher Mann. Er hielt sich für einen Schriftsteller und, schlimmer noch, für einen großen Schriftsteller und erlaubte es sich, … Kazantzakis zu korrigieren.2

Die deutsche Erstausgabe von Rechenschaft vor El Greco

Vielleicht umso überraschender ist es, festzustellen, dass Eleni Kazantzaki sich überreden ließ und nach einer Pause mit Mein Franz von Assisi (1956) am 21. Juni 1961 (wohl auf Rat von Kahnerts engem Freund Max Tau) ausgerechnet mit Kahnert einen neuen Vertrag einging, um das Buch Rechenschaft vor El Greco auf Deutsch zu verlegen. Die Erstausgabe, wohlgemerkt auf Französisch, hatte Plon im März 1961 in Paris realisiert (Lettre au Greco. Souvenirs de ma vie), später im selben Jahr gefolgt durch die griechische Erstausgabe (Αναφορά στον Γκρέκο, 1961) und die spanische Übersetzung (Carta al Greco. Recuerdos de mi vida, 1961).3

Die deutsche Übersetzung von Isidora Rosenthal-Kamarinea erschien 1964 bei der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung und ist – gelinde gesagt – ein Kuriosum. Anders als die Ausgaben in anderen Ländern wurde Rechenschaft vor El Greco in der Bundesrepublik Deutschland nämlich in zwei Bänden herausgebracht: Der erste Band (Kazantzakis, 1964) erhielt auf der (inneren) Titelseite den Zusatz “I. Kindheit und Jugend” und umfasste, nebst Vorwort, nur die ersten 24 Kapitel des Werks (“Die Vorfahren” bis “Wien. Die Krankheit”). Die Veröffentlichung des zweiten Bands (Kazantzakis, 1967) erfolgte erst drei Jahre später unter dem Titel Rechenschaft vor El Greco II und enthielt die restlichen 7 Kapitel (“Berlin. Eine Jüdin” bis “Der kretische Blick”) plus Epilog, den Text “Wie ich das Entstehen der Rechenschaft vor Greco miterlebte” von Eleni Kazantzaki sowie ein Nachwort der Übersetzerin und als Klappentext die einführende Notiz “Rechenschaft vor El Greco” von Nikos Kazantzakis, die in der griechischen Standardausgabe (Καζαντζάκης, 1982) dem Vorwort vorangestellt ist. Die erste Ausgabe in einem Band (Kazantzakis, 1978), die außerdem der Form und der Textzusammenstellung der griechischen Ausgabe sowie der Übersetzungen in anderen Sprachen entspricht, erfolgte erst 1978 beim selben Verlag.

Was war passiert? Rückblickend auf die ereignisreichen Jahre zuvor schrieb Eleni Kazantzaki am 4. März 1967 an ihre Mitstreiterin, die Übersetzerin Isidora Rosenthal-Kamarinea, nunmehr Professorin für Byzantinische und Neugriechische Philologie an der Universität Bochum Folgendes:

Es war eine große Dummheit von mir, es damals dem Kahnert zu erlauben, das Buch auf solch schlechte Weise in zwei Teile zu zerlegen. Jedenfalls hätte er es besser kürzen sollen… Jetzt wird es sein, was es sein wird: Das heißt, die Leser des ersten Bandes, die hoffen, dass Kazantzakis im zweiten Band die Geschichte seines Lebens zu Ende erzählt, werden das Gefühl haben, dass sie betrogen wurden. Denn es gibt nicht das, was sie erwarten.

Vielleicht lässt sich das Übel durch einen Aufsatz von Ihnen beheben, der etwas über das spätere Leben von Nikos erzählt und darüber, wie der unerwartete Tod das Manuskript unvollendet ließ. Wenn ich mich daran erinnere, mit welcher Begierde Nikos in der Klinik zu mir sprach und wie er mir gegenüber betonte, dass er es bearbeiten würde, empfinde ich großen Schmerz und Kummer, denn ich bin sicher, dass der zweite Teil bis zum Ende seines Kampfes gegangen sein würde; er hätte nicht mit der Odyssee aufgehört… Diese Fassung war der erste, grobe Entwurf…4

Ein instabiler Text

Die deutsche Übersetzung von Rechenschaft vor El Greco ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein literarischer Text – nicht zuletzt, wenn er sich posthum nach gewissen Vorstellungen des Herausgebers als ‘Werk’ konstituiert – nicht nur in eine andere Sprache übertragen, sondern auch als Text selbst verstetigt wird und dabei aus besonderem Grund weitere flankierende Textbausteine wie den Begleittext von Eleni Kazantzaki oder das Nachwort der Übersetzerin hervorbringt.5

Im Fall von Rechenschaft vor El Greco ist es noch interessanter zu beobachten, wie Kahnert und Tau den Umstand, dass Nikos Kazantzakis den Text selbst nicht fertigstellen konnte, dafür genutzt haben, mit Eleni Kazantzaki um eine Lizenz zur Bearbeitung zu ringen und weitgehende ‘Korrekturen’ vorzunehmen (oder es wenigstens zu versuchen). Kahnert, der Verleger in West-Berlin, dem schon im Sommer 1951 «nicht ganz wohl dabei [war], wenn das Buch [gemeint ist hier die Griechische Passion] wirklich eine prokommunistische Tendenz haben sollte» (Tau, 1968, 192), war spätestens seit dem Gutachten von Rosenthal-Kamarinea vom 6. Februar 1962 – wohlgemerkt weniger als 6 Monate nach dem Bau der Berliner Mauer – erneut hellhörig geworden, als die Leserin darin anmerkte, dass

man sich [in diesem sympathischen Buch] auch wundern muss, dass der Nietzsche-Anhänger, der Christus-Sucher und Sinai-Pilger, der keusche Buddha-Jünger sein stärkstes Erlebnis bei der Feier des zehnten Jahrestages der sowjetischen Revolution in Moskau hatte und dass er, wie er schreibt, in dieser Revolution und in dem neuen System so ungefähr die Auferstehung des Menschen und die Gründung eines Paradieses auf Erden sieht.6

Weniger als zwei Monate vergingen, bis Tau sich bei Rosenthal-Kamarinea per Brief meldete und ihr mit großem Vorlauf bis zur Ablieferung der Kazantzakis-Übersetzung folgende Erinnerung an ein Gespräch mit dem Autor ‘anvertraute’:

In Freiburg kurz bevor er starb, hat er [unser verstorbener Freund Nikos] mir immer wieder gesagt: “Eigentlich müsste ich die Rechenschaft für Greco [sic] nochmals schreiben. Du musst wissen”, sagte er, “rein sprachlich kann ich falsch verstanden werden. Es steht noch alles zu sehr im Vordergrund. Man kann glauben, dass ich Kommunist bin, was ich doch wirklich nicht bin. Ich hoffe, ich kann das Ganze noch ein mal schreiben.” Dies vertraue ich Ihnen an, und dies muss unter uns bleiben. Aber wir haben trotzdem etwas Glück mit uns, denn es ist nicht Frau Kazantzakis, sondern Prevelakis, der die Streichungen genehmigen soll. Mein Vorschlag ist: Sie übersetzen und streichen, und dann reise ich einfach nach Hellas und spreche mit Prevelakis, und alles ist so in Ordnung, wie wir es alle wünschen. Was meinen Sie?7

Jene stilistischen Überarbeitungen und Streichungen im Text, auch wenn sie zu einer inhaltlichen Teilmodifikation führen, werden hier als angemessen und vertretbar dargestellt und zudem als reines Sprachlektorat eskamotiert, sodass die Rechenschaft vor El Greco lediglich so werde, “wie wir es alle wünschen”. Aber was wünschen sich Walter Kahnert und Max Tau?

Hüter des öffentlichen Ansehens von Kazantzakis in Deutschland

Wenn wir seiner Selbstaussage gegenüber Tau große Bedeutung beimessen, dann ging es Kahnert primär darum, alles präventiv anzugehen, was das öffentliche Ansehen von Kazantzakis schädigen könnte. Als solche Stellen, die dazu geeignet gewesen wären, den Autor herabzusetzen (und Tau, der jüdischen Glaubens war, aus der Fassung zu bringen), verweist Kahnert beispielhaft auf Sätze aus der Rechenschaft vor El Greco wie “Juden mit langen, schmutzigen Backenbärten glitten an der Wand entlang, und ihre gebogene Nase tropfte Gift” (aus dem Kapitel 20 “Jerusalem” in: Kazantzakis, 1964, 261) sowie auf gelegentliche nationalistische Äußerungen oder Ausfälle gegen den Klerus.8

Kahnert war sich aber der Sympathie und dem Einvernehmen von Tau für seine Änderungswünsche sicher, denn er hatte 1950 die Ehrung von seinem Freund mit dem ersten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels mitgetragen, nachdem er im eigenen Verlag 1948 auch schon Taus ersten, autobiographisch geprägten Roman mit dem programmatischen Titel Glaube an den Menschen herausgebracht hatte. Der gebürtige Jude Max Tau, der 1938 aus Berlin nach Oslo und Stockholm emigrieren musste und sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Leben und Literaturvermittlung für die Versöhnung von Juden und Christen, den Frieden zwischen den Nationen aktiv einsetzte, ließ, seit er die Griechische Passion für sich entdeckte, nicht nach, das Werk von Kazantzakis zum Zweck einer solchen transnationalen Gemeinschaftsbildung ins Gespräch zu bringen. So erklärte er 1951 in einem Beitrag für die Zeitschrift Eckart. Blätter für evangelische Geisteskultur die Griechische Passion zu einem “Buch, das dem Frieden dient”, in dem der zum Jesus-Darsteller auserkorene Hirte Manolios “durch Verstehen, durch Toleranz und durch Liebe” um sich herum “die Veränderung herbei[zu]führen” vermag (Tau, 1951, 145). Aus derselben Rezeptionshaltung eines christlich geprägten Humanismus heraus wiederholt Tau (1957, 2) im Klappentext für die Kahnert’sche Taschenbuchausgabe (1957) der Griechischen Passion: “Niko Kazantzakis glaubt nicht an ein Christentum, das nur gepredigt wird, er anerkennt das Christentum der Tat. […] Die einzige Waffe, die die Welt erhalten kann, haben die Menschen in sich selbst. Und nur wer andere rettet, vermag auch sich selbst zu retten.”

Der Korrekturleser zwischen Übersetzerin und Rechtsinhaberin

Der wiederholte Versuch von Kahnert, im Typoskript der Übersetzung jene Sätze zu unterdrücken und Ausdrücke abzuändern, zeigt, wie eng sich im Selbstverständnis des Verlegers der präventive Schutz der öffentlichen Wahrnehmung des Autors mit der Eigenermächtigung des redigierenden Lektors verband, die Rechenschaft vor El Greco proaktiv mit der Lesepraxis von Tau, die auch die seine war, in Einklang zu bringen. Die Korrekturblätter von Eleni Kazantzaki zum Umbruchexemplar der Übersetzung geben deutlich Aufschluss darüber, dass Isidora Rosenthal-Kamarinea pflichtbewusst übersetzte, und zwar “prachtvoll”, wie Eleni Kazantzaki in ihrer Korrespondenz nicht oft genug betonen konnte, während ihr akribischer Vergleich des Ausgangstextes mit der lektorierten Übersetzung offenlegt, dass Walter Kahnert alles andere als ein ‘unsichtbarer Lektor’ (im Anklang an Venuti, 2018 und Schneider, 2005) war. Kahnerts selbst genannter Grund für die Streichungen und Änderungen, nämlich der Text von Nikos Kazantzakis sei an manchen Stellen “kindlich”, “dumm” oder “nicht grammatikalisch”, konnte Eleni Kazantzaki nicht im Geringsten überzeugen.9 Sie zeigte sich sogar mehr darüber besorgt, dass es im Gegensatz zu Griechenland, Frankreich und den USA, wo die Rechenschaft vor El Greco schon veröffentlicht worden war bzw. demnächst erscheinen würde, “in Deutschland den richtigen Kazantzakis nicht [geben]” werde.10

Eine detaillierte Präsentation der Streichungen im ersten Umbruchexemplar der Übersetzung kann im Rahmen dieses Essays nicht geleistet werden. Wichtiger ist es, an dieser Stelle zu erwähnen, dass Kahnert unter massivem Druck von Eleni Kazantzaki die meisten Streichungen wieder rückgängig machen musste. Kahnert teilte der Übersetzerin daraufhin am 4. August 1964 mit, dass er auf alle Fälle ein Umbruchexemplar mit seinen Änderungswünschen, die von Eleni Kazantzaki nicht genehmigt wurden, aufbewahrt habe, für den Fall, dass die Übersetzerin oder der Verlag wegen der Übersetzung angegriffen werden sollten.11 Auch konnte mit der Entscheidung über die Teilung des Werks in zwei Bände dahingehend eine Lösung gefunden werden, dass Kahnert sich mit dem ersten Band zufrieden geben konnte und mit zeitlichem Abstand der zweite Band mit einem Vorwort von Eleni Kazantzaki vorbereitet wurde, in dem sie darauf verwies, dass der Autor nicht mehr die letzte Hand an den Text legen konnte.12

Das “ganze russische Problem”

Lediglich an einer Stelle – “26 Wörter”, wie es so anschaulich im Briefwechsel heißt – musste Eleni Kazantzaki einlenken, damit die Differenzen zwischen dem Verleger und der Sachwalterin von Kazantzakis’ Vermächtnis überbrückt und beide der Freigabe des ersten Bandes zur Veröffentlichung zustimmen konnten. An zwei Stellen im Buch, einmal im 12. Kapitel “Freiheit” (also im ersten Band der deutschen Ausgabe) und ein zweites Mal im Kapitel 26 “Russland”, das wohlgemerkt erst drei Jahre später im zweiten Band der deutschen Übersetzung abgedruckt werden sollte, erwähnt Kazantzakis, dass die Feierlichkeiten des 10. Jahrestags der Russischen Revolution in Moskau einen der zwei wichtigsten Tage seines Lebens ausmachten:

Es gibt zwei Tage, die die höchsten meines Lebens waren: der Tag, an dem der griechische Prinz Georg Kreta betrat, und, Jahre danach, der zehnte Jahrestag der Revolution in Moskau.13

[Der große Tag, an dem die russische Revolution ihren blutigen Geburtstag feiert.] Dies war der zweite große Tag meines Lebens, der höchste; den ersten erlebte ich damals, als der griechische Prinz Georg kretischen Boden betreten hatte. (Kazantzakis, 1967, 61: Kap. Rußland)14

Diese Aussage wurde zum Dreh- und Angelpunkt im ‘Kalten Krieg’ zwischen Kahnert und Kazantzaki. Kahnert war, wie er z.B. in einem Brief an die Übersetzerin äußert, fest davon überzeugt dass “wenn sie [Kazantzaki] selber erklärt, der Autor habe das Bedürfnis gehabt, neu zu schreiben, zumindest aber zu ändern, dann darf ich [Kahnert] diese pro-stalinistische Stelle getrost auslassen, umso mehr, als Frau Kazantzakis auch in diesem Brief [vom 12. Juni 1964] wieder behauptet, es gebe eine Äußerung Nikos’, in der er sich vom Stalinismus distanziert”.15 Für Eleni Kazantzaki nahm die Texttreue (auch wenn eine Freigabe zur Veröffentlichung seitens des Autors nicht vorliegt) einen größeren Stellenwert ein und drohte damit, die Druckgenehmigung nicht zu erteilen.16 In diesem Kontext wies sie (diesmal auf Französisch) Kahnert erneut darauf hin, dass

wir, Sie und ich, uns mit der Veröffentlichung von Rechenschaft vor El Greco vor allen, die die deutsche Sprache sprechen, einer Prüfung unterziehen. […] Was werde ich all diesen Gelehrten, die das Denken des großen Kazantzaki studieren, antworten? Dass der deutsche Verleger, weil er Angst vor der Kirche oder den Buchhändlern hatte, oder weil er einen anderen Geschmack als Kazantzakis hatte, ihn bewusst verraten hat, indem er seinen Text verstümmelte?17

In diesem konkreten Fall dürften es nicht nur persönliche Überzeugungen, sondern sicherlich auch die Widersprüche der poststalinistischen Zeit gewesen sein, die dazu führten, dass der West-Berliner Kahnert im Sommer 1964 Kazantzakis’ Begeisterung für den Umschwung in Sowjetrussland nur als sehr naiv lesen konnte. In seiner Antwort an Eleni Kazantzaki bittet er eindringlichst darum, nicht auf der Einfügung zu bestehen. Um sich argumentativ durchzusetzen, nutzt er interessanterweise die eigens in der Rechenschaft vor El Greco erstellte Autofiktion von Kazantzakis, um für die vorgeschlagene Kürzung der Stelle und somit für die Lösung des “ganzen russischen Problems” (zumindest vorerst) zu plädieren. Nikos Kazantzakis erscheine in seinem El Greco als ein wunderbarer Mensch, der vorbildlich wirke und mit Gott ringe. Es sei für die heutigen und künftigen Leser*innen nicht nachzuvollziehen, wieso Kazantzakis, der laut Kahnert nicht müde wurde, mit Gott zu ringen, vor dem Stalinismus in die Knie gesunken sein sollte. Kahnert sieht die Glaubwürdigkeit und den Wert des Buches sowie seines Schriftstellers gefährdet und plädiert für den Verzicht auf jegliche Äußerungen, die die Oktoberrevolution als Ausgangspunkt für eine positive Entwicklung markierten. “Bitte überlegen Sie genau, wie es nun weitergehen soll”, fleht Walter Kahnert Eleni Kazantzaki an, “[d]enn wir wollen doch nicht im letzten Augenblick den Erfolg dreifacher Bemühung in einer Weise gefährden, für die die Mit- und Nachwelt womöglich nur ein Kopfschütteln hätte.”18

Verantwortung für die “Mit- und Nachwelt”

Mehr noch als die Konkurrenz zwischen der Historizität des editorischen Unternehmens (1964) und der historischen Erfahrung von Kazantzakis in Moskau (1927) beobachten wir an dieser Stelle die Schwelle, an der das Werk nach der kazantzakischen Idealvorstellung “come l’uom s’etterna” (Inf. XV 85)19 unwiderruflich die Stelle des Autors einnimmt, und dem hierzu durch “dreifache Bemühung” verholfen wird. Rechtsinhaberin, Übersetzerin und Verleger bildeten für die Veröffentlichung von Rechenschaft vor El Greco eine fallspezifische (und spannungsgeladene) Erbengemeinschaft, die sich nicht nur zur Aufgabe machte, einen unvollendeten griechischen Roman posthum in eine andere Sprache zu übertragen, sondern die vielmehr die damit einhergehende Text-, Übersetzungs- und Lektoratsarbeit im Sinne einer Imagepflege des Autors für die “Mit- und Nachwelt” aushandelte und sich dabei jener ‘Tradition’ von Kazantzakis in deutscher Übersetzung ausdrücklich zu stellen hatte. Denn Kazantzakis und seine Romane waren in der Bundesrepublik Deutschland schon längst jenem McCarthyismus zum Opfer gefallen und in jene ‘tauischen’ diskursiven Strukturen eingegliedert worden, die die großen Fragen – d.h. die Fragen nach Leben und Tod, nach Freiheit und Verantwortung, nach Frieden und Völkerverständigung – jedem vordergründigen Eindruck zum Trotz in ihrem Kern als Fragen religiös verankerter Nächstenliebe auffassten.20

Um der “Diskussion der Gehörlosen” (“conversation de sourds”) ein Ende zu setzen, stimmte Eleni Kazantzaki am 12. Juni 1964 schließlich nach Rücksprache mit Pantelis Prevelakis der Abänderung des Streitpassus – d.h. der Tilgung des mystischen Rauscherlebnisses am 10. Jahrestag der Russischen Revolution – zu21 und nahm Kahnert voll in die Verantwortung:

Selbstverständlich tragen Sie allein die volle Verantwortung für diese Handlung vor den Lesern – Amateuren, Historikern oder Philologen, die sich intensiv mit dem Denken von Nikos Kazantzaki auseinandersetzen.22

Kahnert war wie bei allen Übersetzungen, die bei F.A. Herbig erschienen waren, auch in diesem Fall gern dazu bereit, die Verantwortung für seinen Kazantzakis zu tragen, und verzichtete dementsprechend auf den (im Nachlass von Kamarinea vorliegenden) Vermerk im Buch, dass “sowohl die Übersetzerin als auch der Verleger sich von den stilistischen und weltanschaulichen Unklarheiten distanzieren”. Am selben Tag schloss er für sich den Fall ab und äußerte in einem Brief an Tau den Wunsch, “mit Frau Kazantzakis keine Zeile mehr zu wechseln”.23 Das Imprimatur wurde am 8. Juli erteilt. Aus der Korrespondenz zwischen Kazantzaki und Rosenthal-Kamarinea geht hervor, dass Kahnert entgegen früherer Absprachen versucht hat, die Bedingungen für die Ausgabe des zweiten Bandes mehrmals nach seinen eigenen Vorstellungen abzuändern, z.B. durch die Festlegung einer Mindestverkaufsmenge von 5000 Exemplaren. Wenige Monate später, am 21. November 1964, verstarb Walter Kahnert, ein “Verleger aus dem Geist des Liberalismus”, wie es im Nachruf einer Tageszeitung hieß, im Alter von 63 Jahren. Für den zweiten Band der Rechenschaft vor El Greco, dessen Veröffentlichung wohlgemerkt erst 1967 erfolgte, entschied sich der Verlag, den entsprechenden Kapiteln der griechischen Originalausgabe textgenau zu folgen.

Zusammenfassung

Die Produktion der deutschen Übersetzungen von Nikos Kazantzakis involvierte weit mehr Akteur*innen in den Übersetzungsprozess als den Autor (oder dessen Rechtevertreterin) und dessen Übersetzer*innen. Die vorliegende Mikrogeschichte nimmt am Beispiel des Lektorats der deutschen Übersetzung von Rechenschaft vor El Greco die deutsch-griechischen Synergien und Auseinandersetzungen in den Blick, welche dafür gesorgt haben, dass Kazantzakis’ romanhafte Autofiktion in der BRD in zwei Bänden und mit zeitlichem Abstand voneinander veröffentlicht wurde. Während des Produktionsvorgangs der Übersetzung dieses posthumen (und vom Autor nicht fertiggestellten) Romans wurde nicht nur das Textbild zwischen den Akteur*innen neu verhandelt, sondern setzte der ‘Verleger-Lektor’ Walter Kahnert sich auch sichtbar dafür ein, die editoriale Rahmung des Autors Kazantzakis, die seit 1951 dessen öffentliches Ansehen sowie die stilistische und ideologische Signatur seiner Romane im deutschsprachigen Raum mitgeprägt hatte, aufrechtzuerhalten. Wie der Fall von Freiheit oder Tod beispielhaft zeigt, ging die Bedeutung solcher Bemühungen und Auseinandersetzungen, Gesten und Verflechtungen in einem deutsch-griechischen Zusammenhang oftmals deutlich über die lokale Produktion der jeweiligen deutschen Übersetzung hinaus, denn nicht selten fungierte eine deutsche Ausgabe als Grundlage für weitere Relais-Übersetzungen in andere (primär germanische) Sprachen.

Einzelnachweise

  1. Tau, 1968, 192. Näheres zum Verlegerprofil in Vinz, 1977. Der vorliegende Beitrag entstammt dem Forschungsprojekt “The Global Reception of Nikos Kazantzakis (1946–1988)”, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder innerhalb des Exzellenzclusters Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective – EXC 2020 – Projekt-ID 390608380.
  2. ”Oui, je le savais depuis fort longtemps que les traductions en allemand et malheureusement aussi en anglais des livres de mon mari sont très très mauvaises… Nous aurions pu avoir en allemande encore deux merveilleuses traductions, celles qu’a fait Helmut von den Steinen, d.i. Freiheit oder Tod et Le Pauvre d’Assise. Mais le propriétaire de Herbig Verlag, Walter Kahnert, était un homme absolument impossible, il se croyait écrivain et encore grand écrivain et se permettait de… corriger Kazantzaki.” Brief von Eleni Kazantzaki an Elisabeth Stader, 12. September 1978: Briefarchiv Eleni Kazantzaki (ΕΠΑΡΕΚ 1846), zitiert nach Petre, 2010, 246-247.
  3. Zu den besonderen Umständen der Realisierung der französischen und griechischen Erstausgaben für Rechenschaft vor El Greco (1961) verweise ich auf Κωβαίου, 2021. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei Eleni Kovaiou bedanken, die mir das Typoskript ihres Aufsatzes zur Verfügung stellte.
  4. ”Η μεγάλη μου βλακεία είταν να επιτρέψω τότε στον Κάνερτ να κόψει έτσι άσκημα το βιβλίο στα δύο. Τουλάχιστον να είχε κόψει καλήτερα…. Τόρα θα γίνει αφτό που θα γίνει: Δηλ. οι αναγνώστες του πρώτου τόμου, που ελπίζουν πως στο δέφτερο ο Καζαντζάκης θάχει ολοκληρώσει την ιστορία της ζωής του, θα νιώσουν σα να τους ξεγέλασαν. Γιατί δεν υπάρχει αφτό που περιμένουν.
    Ίσως το κακό να μπορεί να γιατρεφτεί κάπως με μια εργασία δική σας, που να λέει κάπως τι είταν η κατοπινή ζωή του Νίκου, και πως ο απρόοπτος θάνατος άφησε το χερόγραφο μισοτελειωμένο. Όταν θυμάμαι με τι λαχτάρα μου μιλούσε ο Νίκος στην κλινική και πώς μου τόνιζε πως θα το αλάξει, με πιάνει πολύς πόνος κι αγωνία, γιατί είμαι βέβαιη πως το δέφτερο μέρος θα πήγαινε ίσαμε το τέλος του αγώνα του· δε θα σταματούσε με την Οδύσεια… Αφτό είταν το πρώτο, πρόχειρο πλάνο…” Brief von Eleni Kazantzaki an Isidora Rosenthal-Kamarinea, 4. März 1967. Die zitierten Briefe stammen, wenn nicht anders angegeben, aus dem Nachlass von Isidora Rosenthal-Kamarinea (NIRK), der am Institut für Griechische und Lateinische Philologie der Freien Universität Berlin aufbewahrt wird. Auch nach gründlicher Recherche ist es dem Verfasser nicht gelungen, die Rechtsnachfolger aller zitierten Briefpartner*innen ausfindig zu machen. Weiterführende Hinweise nimmt der Autor gerne entgegen.
  5. Die Übersetzerin kam dem Wunsch von Eleni Kazantzaki nach und teilte in ihrem Nachwort unter anderem mit: “Die große Verwandlung vom lebendigen, heutigen Griechen Sorbas zum ewigen Symbol Griechenlands, Odysseus, wird erst nach langer und verzweifelter Mühe und Konzentration des Dichters gelingen. […] Mit der Gestaltung dieses Archetypus, der ewigen Gestalt des Odysseus, und mit dem Sieg Kretas über alle schließt die letzte Station der Irrfahrten des Dichters. Wir wissen nicht, ob er weiter an diesem Buch geschrieben hätte. Eins ist nur sicher, daß er es neu geschrieben hätte und zwar zwei- oder dreimal, wie er es mit allen seinen Büchern getan hat. Sein großer Widersacher, der Tod, dessen Abschaffung für alle Geschöpfe er angestrebt hatte, gewährte ihm nicht diese heiß erbetene Frist. Die weiteren geplanten Bücher hat er nicht mehr schreiben können.” Rosenthal-Kamarinea, 1967, 194–195 (meine Hervorhebung).
  6. NIRK, Brief von Isidora Rosenthal-Kamarinea an Walter Kahnert (6. Februar 1962) mit einem mehrseitigen “Gesamteindruck” über die Αναφορά στον Γκρέκο [Rechenschaft vor El Greco].
  7. NIRK, Brief von Max Tau an Isidora Rosenthal-Kamarinea, 4. April 1962 (meine Hervorhebung).
  8. NIRK, Brief von Walter Kahnert an Max Tau, 15. Juni 1964.
  9. NIRK, Brief von Eleni Kazantzaki an Walter Kahnert, 20. Mai 1964.
  10. NIRK, Brief von Eleni Kazantzaki an Walter Kahnert, 29. Mai 1964 (meine Hervorhebung).
  11. NIRK, Brief von Walter Kahnert an Isidora Rosenthal-Kamarinea, 4. August 1964.
  12. NIRK, Brief von Walter Kahnert an Isidora Rosenthal-Kamarinea, 27. Mai 1964.
  13. ”Δυο στάθηκαν οι ανώτατες μέρες της ζωής μου – η μέρα που πάτησε ο πρίγκιπας Γεώργιος στην Κρήτη, κι ύστερα από χρόνια, η μέρα που γιόρτασε τα δέκα της χρόνια η Επανάσταση στη Μόσχα.” Καζαντζάκης, 1982, 107: κεφ. ΙΒ΄ Λευτεριά.
  14. ”[Η μεγάλη ημέρα [που] η Ρούσικη Επανάσταση γιορτάζει τα αιματηρά γενέθλιά της.] Ετούτη στάθηκε η δεύτερη μέρα, η πιο αψηλή, της ζωής μου· η πρώτη ήταν όταν ο πρίγκιπας Γεώργιος της Ελλάδας πάτησε το χώμα της Κρήτης.” Καζαντζάκης, 1982, 400: κεφ. ΚΣΤ΄ Ρουσία.
  15. NIRK, Brief von Walter Kahnert an Isidora Rosenthal-Kamarinea, 15. Juni 1964.
  16. NIRK, Brief von Eleni Kazantzaki an Isidora Rosenthal-Kamarinea, 3. Juni 1964.
  17. ”Avec la parution de Rechenschaft au Greco nous donnons des examens, vous et moi, devant tout ceux qui parlent la langue allemande. […] Que vais-je répondre à tous ses savants, qui étudient la pensée du grand Kazantzaki? Que l’éditeur allemand, ayant pris peur de l’église, ou des libraires, ou bien ayant un gout différent de celui de Kazantzaki l’a consciemment trahi en l’émasculant?” NIRK, Brief von Eleni Kazantzaki an Walter Kahnert, 3. Juni 1964.
  18. NIRK, Brief von Walter Kahnert an Eleni Kazantzaki, 5. Juni 1964.
  19. In einer Tagebuchnotiz aus dem September 1915 (und seitdem immer wieder in seinen Briefen) hielt Kazantzakis fest, dass seine Arbeit dieses Motto aus Dantes Inferno als Ziel und als Devise haben solle. Vgl. Kazantzaki, 1991, 58.
  20. Charakteristischerweise sei hier das Motto erwähnt, das (nur) in den deutschen Übersetzungen dem Roman Griechische Passion vorangestellt wurde: “Wie sollen wir Gott lieben? / Indem wir die Menschen lieben. / Wie sollen wir die Menschen lieben? / Indem wir sie auf den rechten Weg führen. / Welches ist der rechte Weg? / Der Weg empor.   N.K.” Kazantzakis, 1951, 5. Vgl. Καζαντζάκης, 2022, 25.
  21. ”Wenn ich mir nach so vielen Jahren jenen Tag vorstelle, an dem Prinz Georg von Griechenland, das heißt die Freiheit, den kretischen Boden betrat, füllen sich meine Augen wieder mit Tränen. Was für ein unauflösliches Geheimnis ist des Menschen Kampf! […] An solchen Tagen hat man das Gefühl, daß die Menschen nach einer fürchterlichen blutigen Verirrung zur urgöttlichen Einheit zurückgelangen könnten.” Kazantzakis, 1964, 103–104. Vgl. Καζαντζάκης, 1982, 106–107.
  22. ”Il va sans dire que vous porterez seul la responsabilité entière de cet acte devant les lecteurs – amateurs, historiens ou philologues qui étudient de près la pensée de Nikos Kazantzaki.” NIRK, Brief von Eleni Kazantzaki an Walter Kahnert, 12. Juni 1964.
  23. NIRK, Brief von Walter Kahnert an Max Tau, 15. Juni 1964.

Verwendete Literatur

Nikos Kazantzakis. Einsame Freiheit. Biographie aus Briefen und Aufzeichnungen des Dichters
Eleni N. Kazantzaki (Herausgeber*in), Chlodwig Plehn (Übersetzer*in), Jutta Kunst (Übersetzer*in), Theodor Kunst (Übersetzer*in), Nikos Kazantzakis (Autor*in)
1991
Rechenschaft vor El Greco
Nikos Kazantzakis (Autor*in), Isidora Rosenthal- Kamarinea (Übersetzer*in)
1978
Auf dem Weg zur Versöhnung
Max Tau (Autor*in)
1968
Bücher, die dem Frieden dienen
Max Tau (Autor*in)
1951
Das Leben lieben. Max Tau in Briefen und Dokumenten (1945–1976)
Hans Däumling (Herausgeber*in)
1988
Das Sorbas-Syndrom. Umwege über Frankreich. Zur Rezeption der modernen griechischen Literatur in Deutschland
Eberhard Rondholz (Autor*in)
10.12.2001
Der unsichtbare Zweite. Die Berufsgeschichte des Lektors im literarischen Verlag
Ute Schneider (Autor*in)
2005
Griechische Passion. Roman
Nikos Kazantzakis (Autor*in), Werner Kerbs (Übersetzer*in)
[1957]
Kahnert, Walter
Curt Vinz (Autor*in)
1977
Kahnert, Walter
Deutsche Biographie (Indexeintrag) (Autor*in)
Nachlass Isidora Rosenthal-Kamarinea (1918–2004)
NIRK (Autor*in)
Nachwort
Isidora Rosenthal-Kamarinea (Autor*in)
1967
Relay Effects: Circuit Switches and Profile-Building in the Case of Zorba the Greek (1946–1964)
Bart Soethaert (Autor*in), Michael Gamper (Herausgeber*in), Jutta Müller-Tamm (Herausgeber*in), David Wachter (Herausgeber*in), Jasmin Wrobel (Herausgeber*in)
2023
The Misadventures of Kazantzakis’s Kapetan Michalis in Translation
Ben Petre (Autor*in)
2010
The translator’s invisibility: a history of translation
Lawrence Venuti (Autor*in)
2018
Walter Kahnert zum Dank
Max Tau (Autor*in)
22.12.1964
ohne Titel
Max Tau (Autor*in)
[1957]
Αναφορά στον Γκρέκο
Νίκος Καζαντζάκης (Autor*in)
1982
Ο Νίκος Καζαντζάκης στα γερμανικά
Dieter Roderick Reinsch (Autor*in)
2008
Ο ανήφορος
Νίκος Καζαντζάκης (Autor*in)
2022
“Μα κανένας στον κόσμο δεν μπορεί να τ’ αλαφρόσει εξόν από σας. Θέλετε;”: κοπτική-ραπτική επί του χειρογράφου της Αναφοράς στον Γκρέκο
Ελένη Κωβαίου (Autor*in), Ζωή Γαβριηλίδου (Herausgeber*in), Πηνελόπη Καμπάκη Βουγιουκλή (Herausgeber*in), Νίκος Μαθιουδάκης (Herausgeber*in)
2021
Griechische Passion
Nikos Kazantzakis (Autor*in), Werner Kerbs (Übersetzer*in)
1951
Rechenschaft vor El Greco: Teil 1. Kindheit und Jugend
Nikos Kazantzakis (Autor*in), Isidora Rosenthal-Kamarinea (Übersetzer*in)
1964
Rechenschaft vor El Greco: Teil 2
Nikos Kazantzakis (Autor*in), Isidora Rosenthal-Kamarinea (Übersetzer*in)
1967

Zitierweise

Bart Soethaert, »Ein Lektorat für Rechenschaft vor El Greco. Der Verleger Walter Kahnert als re(di)gierender Leser von Nikos Kazantzakis«, in: Alexandros-Andreas Kyrtsis und Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 15.05.2023, URI: https://comdeg.eu/compendium/essay/113630/.

Metadaten

Essaytyp Mikrogeschichte
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Sprache Deutsch

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