Wolfgang Cordan

03.06.1909, Berlin - 29.01.1966, Guatemala

Autor

Wolfgang Cordan (1909–1966), eigentlich Heinrich Wolfgang Horn, war ein deutscher Schriftsteller, der 1948 eine Auswahl der Gedichte von Konstantinos Kavafis besorgte. Wie die Kavafis-Übersetzer Helmut von den Steinen und Walter Jablonski stand auch er dem George-Kreis nahe.

Der Sohn eines höheren Beamten aus Berlin absolvierte das traditionsreiche Naumburger Internat Schulpforta und offenbarte bereits zu dieser Zeit ein ausgeprägtes Interesse für alte und neue Sprachen. Anschließend studierte er in seiner Heimatstadt Klassische Philologie, Philosophie und Musikwissenschaft. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte er zunächst nach Paris, wo er in der sozialistisch-surrealistischen Künstlerszene verkehrte und sich den Künstlernamen Wolfgang Cordan zulegte. Von dort aus zog er weiter nach Amsterdam, wo er in engen Kontakt zu dem George-Kreis um Wolfgang Frommel trat und sich nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht dem niederländischen Widerstand anschloss.

Nach dem Zweiten Weltkrieg unternahm Cordan zwischen 1948 und 1952 ausgedehnte Reisen durch den Mittelmeerraum, die ihn u. a. nach Griechenland führten. Seine Eindrücke dokumentierte er in diversen Essays, Erzählungen und Gedichten sowie 1953 in dem Bildband Das Mittelmeer. In den folgenden Jahren fanden Cordans volkskundlich-archäologisch-literarische Betätigungen in Mexiko eine Fortsetzung, wo er sich ab 1954 dauerhaft niederließ.

Die Entstehung von Cordans Kavafis-Übersetzungen fällt in die Zeit seines niederländischen Exils, in der sich Cordan u. a. als Zeitschriftenredakteur und Übersetzer niederländischer bzw. flämischer und französischer Lyrik um die europäische Literaturvermittlung bemühte. Cordans Hinwendung zu Kavafis steht vermutlich in Verbindung mit seinem Anschluss an den Amsterdamer George-Kreis. Der Band Der Wein der Götter bildete den zehnten und damit letzten Band der von ihm 1947 ins Leben gerufenen Reihe “Kentaur-Druck” und erschien in einer limitierten Aufgabe von lediglich 80 Exemplaren. Die Sammlung umfasst 24 Gedichte aus der Schaffensperiode von 1897–1918 und legt ein deutliches Schwergewicht auf die homoerotischen Aspekte in der Lyrik des Alexandrinischen Dichters. In druckgrafischer Stilisierung, Interpunktion, Syntax und Vokabular seiner Übersetzungen zeigt sich Cordan laut Kambas (2010, 290) und Biza (2017, 41–43) dem lyrischen und übersetzerischen Vorbild Stefan Georges verpflichtet. Cordan selbst bekundet im Vorwort der Sammlung die Bekanntschaft mit den Kavafis-Übersetzungen Helmut von den Steinens, den er neben dem niederländischen Gräzisten Gerard Hendrik Blanken (1902–1986) zu den besten europäischen Kavafis-Kennern zählt.

In seiner Übersetzungspraxis grenzte sich Cordan “insofern von den genannten ab als er bis zur härte der eigenwilligen diktion unseres dichters gefolgt ist” (Kavafis, 1947). In seinen autobiographischen Aufzeichnungen Die Matte (Erstveröff. 2003) wird Cordan später seine Verärgerung darüber kundtun, dass die “stockrige Übersetzung von Helmut von den Steinen, die in einem deutschen Verlag in Auswahl erschienen ist”, durch Wendungen aus seiner eigenen Übersetzung “geglättet” wurde: “Seit ich in den dreißiger Jahren in A. Am. M. Stols Lyrikheften die ersten Übersetzungen sah, habe ich jahrelang und immer wieder um den gemäßen Ausdruck gerungen. Mit dem holländischen Gräzisten G. H. Blanken, der recht gut übertrug, habe ich zusammengesessen und manchmal um ein einziges Wort gefeilscht. Und dann treibt man die Unredlichkeit bis in die Bibliografie, wo kein Wein der Götter erscheint. Aber von den Steinen gehörte zum ‘Kreis’. Ich nicht.” (Cordan, 2003, 282) Inwiefern Cordans Kavafis-Übersetzungen tatsächlich in diejenigen von den Steinens eingegangen sind und zu welchem Grad Cordan selbst seine Übersetzungen aus dem Original, nach niederländischen oder anderen fremdsprachigen Vorlagen anfertigte, ist bislang noch nicht eingehender untersucht worden.

Verwendete Literatur

Der Wein der Götter. Eine Auswahl aus dem Nachlaß des Dichters K. P. Kavafis
Konstantinos Kavafis (Autor*in), Wolfgang Cordan (Herausgeber*in, Übersetzer*in)
1947
Che fece... il gran rifiuto
Konstantinos Kavafis (Autor*in), Wolfgang Cordan (Übersetzer*in)
1948
Cordan, Wolfgang
WBIS (DBA) (Autor*in)
De nieuwgriekse dichter Konstandinos P. Kavafis
Gerard Hendrik Blanken (Autor*in)
1941
Die Matte. Autobiografische Aufzeichnungen
Wolfgang Cordan (Autor*in), Manfred Herzer (Herausgeber*in)
2003
Die Stadt; Che fece… il gran rifiuto (Dante); Erwartend die Barbaren; Melancholie des Jason Kleandros, Dichters in Kommagene 595 p. Chr.; Apollonios der Tyaner in Rhodos; Manuel Komnenos; Gott verläßt Antonius; Ithaka; Thermopylae; Neros Frist; Dareios; Treulosigkeit
Konstantinos Kavafis (Autor*in), Wolfgang Cordan (Übersetzer*in)
1951
Verzamelde gedichten
Konstantinos P. Kavafis (Autor*in), G. H Blanken (Autor*in)
1977
Vijf en twintig verzen van Konstandinos P. Kavafis
Konstantinos P. Kavafis (Autor*in), G.H Blanken (Autor*in)
1934
Bemerkungen zu Kavafis
Wolfgang Cordan (Autor*in)
1951
Der Palast von Knossos. Aus dem Logbuch "Kretische Traumfahrt"
Wolfgang Cordan (Autor*in)
1950
Dichterbild vom kastalischen Quell
Wolfgang Cordan (Autor*in)
20.05.1950
Die Krüge des Minos
Wolfgang Cordan (Autor*in)
1951
Hinweis auf Kavafis
Wolfgang Cordan (Autor*in)
1948/50
Jahre der Freundschaft: Gedichte aus dem Exil
Wolfgang Cordan (Autor*in), Karlhans Kluncker (Herausgeber*in)
1982
Kastalische Nacht [Gedicht]
Wolfgang Cordan (Autor*in)
17.06.1950
Kretische Traumfahrt. Seiten des Logbuchs
Wolfgang Cordan (Autor*in)
12.08.1950
Themos Kornaros
Wolfgang Cordan (Autor*in)
29.07.1950
Verse des Südens: Ägäischer Inselfrühling. Inselhafen
Wolfgang Cordan (Autor*in)
1952

Zitierweise

Marco Hillemann, »Wolfgang Cordan«, in: Alexandros-Andreas Kyrtsis und Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 15.09.2020, URI: https://comdeg.eu/compendium/artikel/94651/.

Metadaten

Artikeltyp Person
Index Wolfgang Cordan
GND-Referenz Cordan, Wolfgang (118638491)
Verfasser*in Marco Hillemann
Siehe auch Wolfgang Cordan (Biogramm)
Lizenz CC BY-NC-ND 4.0
Sprache Deutsch

Nachweise in der Bibliographie

Cordan, Wolfgang (2003): Die Matte. Autobiografische Aufzeichnungen. Hamburg: Männerschwarm Verlag.
Wolfgang Cordan (Autor*in), Manfred Herzer (Herausgeber*in)
2003
Cordan, Wolfgang: „Bemerkungen zu Kavafis“, in: Das Silberboot 5 (1951), S. 31.
Wolfgang Cordan (Autor*in)
1951
Cordan, Wolfgang: „Der Palast von Knossos. Aus dem Logbuch ‚Kretische Traumfahrt‘“, in: Welt und Wort. Literarische Monatsschrift 5 (1950), S. 421–422.
Wolfgang Cordan (Autor*in)
1950
Cordan, Wolfgang: „Dichterbild vom kastalischen Quell“, in: Die Tat (Zürich) 15/135 (1950), S. o.A.
Wolfgang Cordan (Autor*in)
20.05.1950
Cordan, Wolfgang: „Die Krüge des Minos“, in: Story. Die Monatsschrift der modernen Erzählung 6/7 (1951), S. 30–40.
Wolfgang Cordan (Autor*in)
1951
Cordan, Wolfgang: „Hinweis auf Kavafis“, in: Das Silberboot 4 (1948), S. 155.
Wolfgang Cordan (Autor*in)
1948/50
Cordan, Wolfgang: Jahre der Freundschaft: Gedichte aus dem Exil, hrsg. v. Karlhans Kluncker, Amsterdam: Castrum-Peregrini-Presse 1982 (Castrum peregrini, H. 153/154).
Wolfgang Cordan (Autor*in), Karlhans Kluncker (Herausgeber*in)
1982
Cordan, Wolfgang: „Kastalische Nacht [Gedicht]“, in: Die Tat (Zürich) 15/162 (1950), S. o.A.
Wolfgang Cordan (Autor*in)
17.06.1950
Cordan, Wolfgang: „Kretische Traumfahrt. Seiten des Logbuchs“, in: Die Tat (Zürich) 15/217 (1950), S. o.A.
Wolfgang Cordan (Autor*in)
12.08.1950
Cordan, Wolfgang: „Themos Kornaros“, in: Die Tat (Zürich) 15/204 (1950), S. o.A.
Wolfgang Cordan (Autor*in)
29.07.1950
Cordan, Wolfgang: „Verse des Südens: Ägäischer Inselfrühling. Inselhafen“, in: Welt und Wort. Literarische Monatsschrift 7 (1952), S. 50.
Wolfgang Cordan (Autor*in)
1952

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