Als Verfasser des dreibändigen Werkes Die schönsten Sagen des klassischen Altertums (1838–1840) hat der Pfarrer, Gymnasiallehrer und Schriftsteller Gustav Schwab (1792–1850) bis in die jüngste Zeit das deutsche Bild der antiken griechischen Mythenwelt geprägt. Weniger bekannt ist, dass sich Schwab in den 1820er Jahren auch für den Freiheitskampf der modernen Griechen einsetzte.
Seit 1821 leitete Schwab gemeinsam mit Ludwig Uhland den Griechenverein von Stuttgart, den bedeutendsten und einflussreichsten Griechenverein im deutschsprachigen Raum. Daneben veröffentlichte er im Morgenblatt für gebildete Stände, dessen Verleger Cotta persönlich mit dem Kampf der Griechen sympathisierte, philhellenische Gedichte und Nachdichtungen aus dem Neugriechischen. Wie Mygdalis (1977) gezeigt hat, beruhen letztere auf den Prosavorlagen des Griechen Anastassios E. Papas, der 1821 in Wien unter dem Titel Der neue griechische Anakreon / Ο Νέος Ελληνικός Ανακρέων eine zweisprachige Ausgabe der Λυρικά (Lyrische Gedichte) von Athanassios Christopoulos besorgte.
Zu Schwabs engen Freunden gehörte neben Uhland auch der bekannte Philhellene Wilhelm Müller, dessen erste Werkausgabe 1830 von Schwab herausgegeben wurde. In seinem Nachruf an Wilhelm Müller (1827) hebt Schwab vor allem die Verdienste des verstorbenen Freundes um den Freiheitskampf der Griechen hervor.
Das Gedicht Die Engelskirche auf Anatolikon. Neueste Mähr aus Hellas wurde von Dimitrios Koumoundourakis ins Griechische übersetzt und erschien 1862 in dessen Anthologie Ποικίλα Ποιήματα Τερπνά και Διδακτικά εκ των του Σχίλλερ και άλλων περιφήμων ποιητών της Γερμανίας (Verschiedene unterhaltende und lehrreiche Gedichte Schillers und anderer berühmter Dichter Deutschlands), sodass sich Schwabs Griechendichtung einer relativ frühen griechischen Rezeption erfreute. Die Sagen des klassischen Alterthums erschienen hingegen erst 1979 in griechischer Übersetzung.