Karl Iken

  • Veröffentlicht 10.09.20
07.09.1789,
  • Bremen
— 23.04.1841,
  • Florenz
  • Herausgeber
  • Philologe
  • Übersetzer

Der Philhellene Karl Jakob Ludwig Iken (1789–1841) gilt als einer der ersten deutschen Erforscher und Vermittler der neugriechischen Kultur.

Während seines Philologie-Studiums an den Universitäten Göttingen und Berlin (1808-1812) hörte er u. a. bei Johann Gottlieb Fichte, Friedrich August Wolf, August Boeckh und Barthold Georg Niebuhr. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Bremen verschrieb er sich dort als Privatgelehrter der Vermittlung ausländischer Literaturen; Ikens besonderes Interesse indessen galt der neugriechischen Kultur, was ihn u. a. mit Johann Wolfgang Goethe und dem philhellenischen Zirkel um Friedrich Thiersch in Verbindung brachte. Dieses Interesse äußerte sich bereits in der (heute als verschollen geltenden) Dissertation De statu Graeciae hodierno deque Neohellenum seu Romaicorum historia tam politica, quam literaria, mit der Iken 1817 die Doktorwürde an der Universität Jena erwarb. Es folgten einschlägige Beiträge sowie Übersetzungen aus dem Neugriechischen, z. B. in der Göttinger Zeitschrift Wünschelruthe, wo auch Werner von Haxthausen 1818 die ersten Kostproben seiner Neugriechischen Volkslieder präsentierte.

Ikens Hauptwerk erschien in den Jahren des griechischen Freiheitskampfes: Die 1822/23 publizierten Schriften Hellenion. Ueber Kultur, Geschichte und Literatur der Neugriechen sowie Vom alten und vom neuen Hellas stellen umfänglich eingeleitete und kommentierte Schriften des in Paris lebenden griechischen Arztes und Philologen Adamantios Korais (1748–1833) dar. Leukothea. Eine Sammlung von Briefen eines geborenen Griechen über Staatswesen, Literatur und Dichtkunst des neueren Griechenlands (1825) umfasst neben den Briefen des griechischen Arztes Stefanos Kanelos Beiträge aus der Wiener Zeitschrift Ερμής ο Λόγιος (Der gelehrte Hermes), mit deren Mitarbeitern Iken persönlich korrespondierte. Die drei Bände von Eunomia. Darstellungen und Fragmente neugriechischer Poesie und Prosa (1827) schließlich bilden eine kompendiöse Zusammenstellung französisch- und englischsprachiger Beiträge über die neugriechische Kultur mit Ausschnitten aus Werken älterer und zeitgenössischer griechischer Autoren (u. a. Ptochoprodromos, G. Chortatsis, Rigas Velestinlis, Athanassios Christopoulos) sowie eine von Theodor Kind besorgte Sammlung neugriechischer Volkslieder. Einzelne Übersetzungen aus den obigen Werken wurden von dem Bremer Pädagogen und Domkantor Wilhelm Christian Müller (1752–1831) umgedichtet und in dessen philhellenisches Poesie- und Liederbuch Gesänge der Hellenen und Philhellenen (Bremen, 1828) aufgenommen.

Aufgrund seiner vielfältigen Forschungs- und Übersetzungsarbeit wird Iken heute als ein „Vorreiter der Neogräzistik“ (Diamantopoulou, 2020) betrachtet.

Verwendete Literatur

Zitierweise

Marco Hillemann: «Karl Iken», in: Alexandros-Andreas Kyrtsis und Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 10.09.20, URI : https://comdeg.eu/artikel/95756/.