Paul Kretschmer (1866–1956) war ein deutscher Linguist mit Forschungsschwerpunkt im Bereich der griechischen Sprachgeschichte und neugriechischen Dialektologie.
Nach dem Studium der Indogermanistik, der Archäologie und der klassischen Philologie an der Berliner Universität wurde Kretschmer 1889 promoviert und habilitierte sich 1891 für indogermanische Sprachwissenschaften. Nach einer Zwischenstation in Marburg folgte Kretschmer 1899 einem Ruf an die Universität Wien, wo er bis zu seiner Emiritierung 1937 vergleichende Sprachwissenschaft lehrte.
Für seine Forschungen zur griechischen Sprachgeschichte, die sich von den indogermanischen Wurzeln des Griechischen bis zur neugriechischen Dialektologie erstreckten, unternahm Kretschmer 1896 und 1901 ausgedehnte Forschungsreisen nach Griechenland. Seine Leistungen auf diesem Gebiet fanden auch in Griechenland viel Beachtung und brachten ihm u. a. die Ehrendoktorwürde der Universität Athen sowie die Mitgliedschaft in der Athener Akademie der Wissenschaften ein. Neben seiner Forschungstätigkeit veröffentlichte Kretschmer 1917 eine Sammlung griechischer Volksmärchen, deren Neuauflagen bis in die jüngste Vergangenheit reichen.