Johann Friedrich Julius Schmidt, Direktor der Sternwarte von Athen (1858-1884)

  • Veröffentlicht 14.03.22

Wer war Johann Friedrich Julius Schmidt? Was war sein Beitrag zur Astronomie und anderen Naturwissenschaften? Und welchen Beitrag leistete er zur Entwicklung der Wissenschaft im neuen griechischen Staat?

Inhalt

    Einführung

    Im 19. Jahrhundert waren die Wissenschaften noch deskriptiv. Das Sammeln und Aufzeichnen einer möglichst großen Anzahl von Beobachtungen mit immer präziser werdenden Messungen nahm einen großen Teil der wissenschaftlichen Aktivität und des Inhalts der wissenschaftlichen Publikationen dieser Zeit ein. Dies und die Tatsache, dass die wissenschaftliche Forschung in den Institutionen noch nicht vollständig durchorganisiert war, ermöglichte es einer großen Anzahl von Amateurwissenschaftlern, einen wesentlichen – und oft bahnbrechenden – Beitrag zu allen wissenschaftlichen Disziplinen und insbesondere zur Wissenschaft der Astronomie zu leisten. Unter “Amateurastronomen“ verstehen wir diejenigen, die nicht über die erforderliche formale Ausbildung und damit über die entsprechenden akademischen Abschlüsse verfügen, die aber, motiviert durch ihre Liebe zur Wissenschaft, Himmelserscheinungen systematisch und mit streng wissenschaftlicher Methodik beobachten und die Ergebnisse ihrer Beobachtungen und Messungen in renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichen und damit zum Fortschritt der Astronomie beitragen. Solche Amateurwissenschaftler hat es viele gegeben – es gibt sie heute noch – darunter auch viele berühmte Astronomen. Johann Friedrich Julius Schmidt war einer der engagiertesten und unermüdlichsten Beobachter des Himmels und der Natur. Julius Schmidts Interesse an der Astronomie begann schon in jungen Jahren. Er war ein ausdauernder und systematischer Beobachter aller Himmelserscheinungen; sein beständigstes Interesse galt jedoch zeitlebens der Beobachtung des Mondes. Der amerikanische Astronom W. H. Pickering schrieb, dass Schmidt: “[…] mehr als jeder andere Mensch sein Leben dem Studium des Mondes gewidmet hat“. (Dobbins & Sheehan, 2014, 159).

    Die jungen Jahre

    Wer war also Julius Schmidt? Geboren wurde er am 26. Oktober 1825 in Eutin im Großherzogtum Oldenburg (Dobbins and Sheehan, 2014, 159). Seine Eltern waren Carl Friedrich Schmidt, ein Glaser, und Maria Elisabeth Schmidt, geborene Quirling. Für den Besuch des Gymnasiums ging Julius Schmidt nach Hamburg, wo er sein starkes Interesse an der Natur entdeckte. Mit 14 stieß er dann zufällig auf die Welt der Himmelskörper. In einer Kurzbiographie, enthalten in seinem monumentalen Werk Charte der Gebirge des Mondes (Schmidt, 1878, IV-VIII) schreibt er:

    Es war im Herbste 1839, als ich in meiner Heimath Eutin, bei Gelegenheit einer Auction im Helhvag’schen Hause, das Schröter´sche Werk über den Mond in die Hände bekam. (Selenotopographische Fragmente; Bd. 1, Lilienthal, 1791, Bd. II, Göttingen, 1802) Der Anblick zahlreicher Abbildungen von schattenwerfenden Bergen und Kratern war von so starkem und nachhaltigem Eindrucke, dass er maassgebend für die Hauptrichtung meines spätern Lebens geblieben ist. Damals, erst 14 Jahre alt, und seither schon lange ernstlich mit Botanik und Zoologie beschäftigt, und vermuthlich bereits mit manchen astronomischen Thatsachen bekannt, konnte von einem bestimmten Entschlüsse keine Rede sein; ich ruhte aber nicht eher, als bis ich mich selbst davon überzeugen konnte, welchen Anblick der Mond am Fernrohre gewähren mochte.
    Dieser Wunsch ward bald erfüllt, denn ein kleines, sehr gutes Fernrohr, von meinem Vater selbst geschliffen, zeigte mir die zahlreichen Flecken des Mondes, und, das Fernrohr an einen Laternenpfahl der Strasse anlehnend, erkannte ich die Streifen des Tycho, und machte sogleich den ersten Versuch einer Zeichnung.
    Die Lesung des Werkes von Schröter, und die Fortsetzung der Mondzeichnungen, ward nun meine Hauptbeschäftigung […] und ich vernachlässigte darüber nicht wenig die Schule. […]

    Bei einem Klassenbesuch in der Sternwarte Altona im Juli 1841 begeisterte der Astronom Adolph Cornelius Petersen den jungen Schmidt, als er ihm und der Klasse mithilfe des Observatoriumteleskops und der Mondkarte nach Wilhelm Wolff Beer und Johann Heinrich Mädler die Mondkrater zeigte. In seiner Hamburger Zeit war Schmidt dann eifriger Besucher der Sternwarte und bald erlaubte ihm ihr Direktor, der Astronom Christian Karl Ludwig Rümker (1788-1862; Holland, 2014, 900-901) die Instrumente der Sternwarte als Laienbeobachter zu benutzen (1842-1845). Schmidt veröffentlichte seinen ersten astronomischen Artikel in der Zeitschrift Astronomische Nachrichten (Nr. 468, 1843), der von den Beobachtungen der Sonne und veränderlicher Sternen in den Jahren 1841 und 1842 handelte. Als Schmidt gerade einmal 20 Jahre alt war, bot ihm Professor Johann Friedrich Benzenberg (1777-1846; Kokott, 2014, 111) eine Assistentenstelle in seiner privaten astronomischen Forschungseinrichtung Sternwarte Bilk nahe Düsseldorf an. Während dieser Zeit war Schmidt beauftragt, Sternschnuppen mit bloßem Auge zu beobachten sowie mit kleinen Teleskopen nach möglichen Planeten innerhalb der Umlaufbahn des Planeten Merkur zu suchen. Seine Mondbeobachtungen konnte er damals nicht fortsetzen – schon gar nicht mit dem größten verfügbaren Teleskop, da Professor Benzenberg fürchtete, der Glanz des Teleskops könnte beschädigt werden, wenn Schmidt es nutzte (Laios, 1962, 20). Benzenberg starb im darauffolgenden Jahr (1846); Schmidt übernahm eine Assistentenstelle an der Alten Sternwarte in Bonn bei Professor Friedrich Wilhelm August Argelander (Markkanen, 2014, 58).

    In Bonn bestand seine Aufgabe darin, die visuelle Helligkeit und die Position von Sternen im V-Sektor (direkter Bezug) der Himmelskugel zu bestimmen, um den berühmtesten Sternkatalog, Bonner Durchmusterung des Nördlichen Himmels (Bonn, 1903), auch bekannt als BD, und den daraus abgeleiteten Atlas zu vervollständigen. Die BD ist ein enormes Projekt, das die visuelle scheinbare Helligkeit und die Himmelskoordinaten von 325.037 Sternen bis zur visuellen Helligkeit 9-10 des nördlichen Sternhimmels enthält (im Deklinationsbereich zwischen +89˚ bis -1˚ Grad). Beeindruckend ist, dass dieser Katalog unter Astronomen noch bis zum Ende des 20. Jahrhunderts in Gebrauch war (Batten, 1991). Wie Schmidt in seiner bereits erwähnten Kurzbiographie schreibt, ließen seine Pflichten während des Aufenthaltes in Bonn (1845-1853) keine nennenswerten Beobachtungen des Mondes zu. Er fand jedoch die Zeit, frühere eigene Beobachtungen zu überarbeiten und mehrere Zeichnungen der Morphologie des Mondes anzufertigen, die auf seinen früheren Messungen basierten. Den Mond konnte er aber in der Königlich-Preußischen Berliner Sternwarte während der Besuche im April 1849 und im Mai 1853 beobachten; dort hatte ihm der namhafte Astronom Gottfried Johann Galle (1812-1910) den Zugang zum 9,6-Zoll-Refraktor ermöglicht, dem Teleskop, mit dem Galle 1846 die Existenz des Planeten Neptun bestätigt hatte. Im Jahr 1848 fertigte Schmidt eine bedeutende Anzahl von Zeichnungen des Saturns während der Tagundnachtgleiche an.1Eine Auswahl davon ist im Werk von Lardner, Handbook of Astronomy abgedruckt.

    Schmidts Aufenthalt in Bonn war kurz. In dieser Zeit entwickelte sich jedoch eine tiefe Freundschaft und die gegenseitige Wertschätzung zu Argelander. In Berlin wurde Schmidt vor allem die Bedeutung kontinuierlicher und systematischer astronomischer Beobachtungen klar.

    Schmidts Jahre in Mähren

    Argelander vermittelte Schmidt 1853 den Posten des Direktors der Privatsternwarte des Barons Eduard Ritter von Unkhrechtsberg (1790?-1870) in Olmütz, Mähren, wo Schmidt fast sechs Jahre lang bis 1858 wirkte. Dort konnte er ohne Einschränkungen und Verpflichtungen zu Routinebeobachtungen nach eigenem Gutdünken arbeiten. Seine bis dahin durchgeführten Studien zum Mond führten 1854 zur Zusammenarbeit mit dem Konservator der Naturhistorischen Museen in Bonn Thomas Dickert (1801-1883). Gemeinsam erstellten sie ein riesiges Reliefmodell der sichtbaren Mondhälfte mit einem Durchmesser von mehr als 6 Metern. Dieses Modell beschreibt Schmidt später in seinem Buch Das Relief der sichtbaren Halbkugel des Mondes (Bonn, Carl Georg, 1854), es wurde 1925 in einer Broschüre des Field Museum of Chicago (Farrington, 1925) abgebildet. Die Höhen der Reliefformationen dieses Modells waren dreimal höher als das, was Schmidt für richtig hielt. Dieses Modell stieß damals auf großes Interesse, heute ist sein Verbleib unbekannt.

    Im März und April 1855 besuchte Schmidt Neapel und Rom und nutzte das große Refraktorfernrohr des Astronomischen Observatoriums Rom, um bestimmte Bereiche des Mondes sorgfältig zu kartieren. In Neapel führte er mit einem am Fernrohr angebrachten Mikrometer präzise Höhenmessungen von Mondbergen und -kratern durch, die zur Veröffentlichung seines Buches Der Mond (Leipzig, 1856, 2020) führten. Darüber hinaus konnte er in dieser Zeit viele seiner sonstigen Beobachtungen fortsetzen, denen er faktisch sein ganzes Leben lang nachging: die Höhen bestimmter Mondformationen2Berechnung des Durchmessers von Mondhöhen. Annalen, Band XCII, 1854., das Zodiakallicht3Das Zodiakallicht. Übersicht der seitherigen Forschungen über diese Erscheinung in den Jahren 1843 bis 1855. Braunschweig, 1856., Sternschnuppenhaufen4Resultate aus zehnjährigen Beobachtungen über Sternschnuppen. Berlin, 1852., den elfjährigen Sonnenfleckenzyklus5Beobachtungsender Sonnenflecken. Wien u.a., 1857und Sonnenfinsternisse – insbesondere die totale Sonnenfinsternis vom 28. Juli 1851.6Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis vom 28 Juli 1851 zu Rastenburg in Ostpreußen. Bonn, 1852.

    Zusätzlich zu diesen wichtigen Publikationen war Schmidt regelmäßiger Mitarbeiter der namhaften, von Argelander herausgegebenen Zeitschrift Astronomische Nachrichten, in der er seine aktuellen Beobachtungen veröffentlichte.

    Diese astronomischen Aktivitäten machten nur einen Bruchteil seiner wissenschaftlichen Tätigkeit aus. Schmidt hatte ein starkes Interesse an den Naturwissenschaften allgemein. So studierte, beobachtete und notierte er jede Art von Naturphänomenen, deren Zeuge er war. Zu Studienzwecken besuchte er Vulkane wie den Ätna und den Vesuv in Italien, wo er Höhenbestimmungen rund um den aktiven Vulkan vornahm, und untersuchte die Leistung eines Aneroïdbarometers. Die Ergebnisse dieser Studien wurden in dem Band Neue Höhen-Bestimmungen am Vesuv in den phlegräischen Feldern, Roccamonfina und im Albaner-Gebirge, nebst Untersuchungen über die Eigenschaften und Leistungen des Aneroïd-Barometers (Wien/Olmütz, 1856) veröffentlicht. Er registrierte und studierte auch Erdbeben und veröffentlichte zwei Arbeiten zu diesem Thema: “Über Geschwindigkeit der Oszillationen des Erdbebens vom 29 Juli 1846“ in Das Rheinische Erdbeben (1857) von Jakob Nöggenrath und “Untersuchung über das Erdbeben vom 15 Juni 1858“ in der Zeitschrift Mittheilungen der Wiener Geographischen Gesellschaft (Wien, 1858). Diese vielseitige Tätigkeit verschaffte ihm in den wissenschaftlichen Kreisen das Ansehen eines peniblen und ausdauernden Beobachters, obwohl er keine formale wissenschaftliche Ausbildung vorweisen konnte.

    Direktor der Sternwarte von Athen

    Im Jahr 1858 krempelte ein sehr attraktives Angebot sein Leben um und ließ ihn in ein kleines Land am südöstlichsten Zipfel Europas aufbrechen. Simon Sinas (1810-1876), ein steinreicher Kaufmann, Bankier und Industrieller aus Wien, Sohn und Erbe von Georg Simon Freiherr von Sina, der die Errichtung und Ausstattung der Sternwarte von Athen finanziert hatte, bot ihm die Stelle des dortigen Direktors an. Sinas wollte Schmidt aus eigenen Mitteln ein sehr ansehnliches Gehalt und völlige Freiheit gewähren, so dass er seine Forschungen nach eigenem Belieben betreiben konnte. Schmidt war ledig (er hat nie geheiratet) und konnte somit ohne Mitsprache einer Ehefrau über seine eigene Zukunft entscheiden. So nahm er das verlockende Angebot an, das ihm das ermöglichte, was er sich sein ganzes Leben lang gewünscht hatte: ein großzügiges Salär, völlige Freiheit in Bezug auf seine wissenschaftliche Tätigkeit und vor allem einen guten Standort für astronomische Beobachtungen mit mehr als 300 sternenklaren Nächten im Jahr.

    Der erste Direktor der Sternwarte von Athen, Jeorjios Vouris, war 1855, drei Jahre zuvor, zurückgetreten und in seine Geburtsstadt Wien zurückgekehrt. Vouris hatte die wissenschaftliche Aufsicht über die Errichtung und Ausstattung der Sternwarte von Athen übernommen und war seit Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 1845 der einzige Astronom, der dort tätig war. Gleichzeitig hatte er den Lehrstuhl für Mathematik und Astronomie an der Ottonischen Universität zu Athen inne. Vouris‘ Bemühungen, einen ordentlichen Betrieb des Observatoriums zu gewährleisten, wurden jedoch von einem anderen Professor für Mathematik an der Universität, Ioannis Papadakis, unterlaufen. Unterstützt wurde dabei letzterer vom Ministerium für kirchliche Angelegenheiten und öffentliche Bildung. Offenbar beanspruchte Papadakis für sich den prestigeträchtigen Posten des Direktors des Observatoriums. Es wurden absurde Anschuldigungen gegen Vouris erhoben, wie zum Beispiel, dass er seine wissenschaftlichen Ergebnisse in einer Fremdsprache und nicht auf Griechisch veröffentliche, dass seine Arbeit die Navigation der griechischen Handelsflotte nicht unterstütze, dass die Studenten der Universität nicht von seiner Forschung profitieren würden usw. Die absurdeste Behauptung war jedoch, dass Vouris vorgeschlagen hätte, antike Bauten abzureißen, um dem Observatorium eine bessere Sicht auf den südlichen Himmel zu ermöglichen (Ashbrook, 1984, 253). Die Wahrheit ist, dass die Sternwarte im Süden unverstellt war und immer noch ist. Diese heftigen Anfeindungen enttäuschten und deprimierten Vouris zutiefst, hatten Einfluss auf seinen Gesundheitszustand und zwangen ihn schließlich, im April 1855, Griechenland zu verlassen und nach Wien zurückzukehren, wo er schon fünf Jahre später starb.

    Ioannis Papadakis wurde zum kommissarischen Leiter des Observatoriums ernannt, brachte aber keine wissenschaftliche Arbeit zustande. So wurde die Sternwarte aufgegeben, Verfall und Niedergang setzten ein. Es war Vouris, der, da er sich um die Zukunft des Observatoriums sorgte, Simon Sinas vorschlug, Schmidt zum Direktor und Nachfolger in dieser Einrichtung zu machen. Am 2. Dezember 1858 wurde Julius Schmidt zum Direktor der Sternwarte von Athen ernannt. Unmittelbar nach seiner Ankunft in Athen beantragte er die Reparatur und Wartung des Gebäudes und der Instrumente. Baron Sinas erklärte sich bereit, die nötigen Kosten zu übernehmen, 1861 waren die Instandsetzungsarbeiten abgeschlossen. Aus den Archivunterlagen geht hervor, dass der Meridiankreis zur Reparatur nach Wien geschickt wurde, wo er mit vier Mikrometern ausgestattet wurde. Derselben Prozedur wurde 1874 das Äquatorialteleskop unterzogen. Auch die Bibliothek wurde mit vielen wichtigen wissenschaftlichen Publikationen aufgestockt. Mehrere kleinere Instrumente, vornehmlich Mikrometer, rundeten die Ausstattung der Sternwarte ab. Während dieser Reparaturen startete Schmidt eine Reihe von astronomischen und meteorologischen Beobachtungen, die sich hauptsächlich auf die Beobachtung von Meteoriten und veränderlichen Sternen konzentrierten. Parallel dazu fing er an, verschiedene Bereiche der beobachtenden Astronomie systematisch voranzutreiben.

    Schmidts Werk an der Sternwarte Athen

    Schmidt hat sich in seiner Athener Zeit folgenden Studien systematisch gewidmet:

    1.     Dauer und Intensität von Abend- und Morgendämmerung
    2.     Sonnenflecken
    3.     Sternschnuppen
    4.     Zodiakallicht
    5.     Veränderliche Sterne
    6.     Positionen und Struktur/Morphologie von Kometen
    7.     Die Rotationsperiode der Großplaneten (Jupiter und Saturn).
    8.     Die Farbe der Sterne
    9.     Illumination, Erscheinung, Veränderungen, Höhen der Gebirge und allgemein die morphologische Beschreibung des Mondes
    10.  Durchmesser der Großplaneten
    11.  Die Ringe des Saturn
    12.  Die Trabanten der Großplaneten
    13.  Positionen, Morphologie und Beschaffenheit von Nebeln
    14.  Astronomische Kleinkörper (Asteroiden)
    15.  Sonnen- und Mondfinsternisse
    16.  Meridiankreis- und Sextantenverwendung zur Bestimmung der Uhrzeit
    17.  Meteorologische Phänomene
    18.  Die höhenmetrische Bestimmung verschiedener Standorte
    19.  Geographie und Flora Griechenlands
    20.  Erdbeben und Vulkane in der erweiterten Region

    Während der 25 Dienstjahre an der Sternwarte von Athen machte er Zehntausende von Beobachtungen veränderlicher Sterne und entdeckte fünf kurzperiodisch veränderliche Sterne und zwei Novae, T Coronae Borealis am 13. Mai 1866 und Nova Cygni am 24. November 1876. Die meisten Ergebnisse seiner Beobachtungen wurden in den von Argelander herausgegebenen Astronomischen Nachrichten veröffentlicht. Schmidt entdeckte auch 18 nichtstellare Objekte, die im Katalog NGC (New General Catalog) aufgeführt sind. Im Jahr 1861 entdeckte er die Emissionsnebelgruppe NGC 6726, 6727 und 6729 im Sternbild der südlichen Corona. Zwischen 1845 und 1867 bestimmte er die Positionen der 110 Nebel, die Herschel und Messier entdeckt und katalogisiert hatten.7“Mittlere Örter von 110 Nebeln für 1865“, AN Nr. 1678, 1868. Viele Jahre lang studierte er die Planeten, insbesondere Mars und Jupiter, und hielt ihre sich verändernden Eigenschaften in mehr als sechshundert Zeichnungen fest. Er beobachtete die großen Kometen von 1860 (C/1860 M1) und 1861 (C/1861 J1, Tebbutt), und entdeckte 1862 einen Periodischen Kometen, der nach ihm C/1862 N1 Schmidt benannt wurde. Der klare Athener Himmel erlaubte ihm, tausende von Meteoriten mit bloßem Auge zu beobachten. Auch hatte er die Gelegenheit, eine Reihe von Sonnenfinsternissen und zahlreiche Mondfinsternisse zu beobachten. Um ein besseres Bild seiner Aktivitäten im Rahmen der astronomischen Beobachtung dieser Phase seines Lebens zu bekommen, sollten wir beachten, dass von seinen 111 Veröffentlichungen in den Astronomischen Nachrichten 9 zu Planeten, 35 zu Kometen, 40 zu veränderlichen Sternen, 6 zu Sonne und Sonnenfinsternissen, 4 zu Sternschnuppen und der Rest zu anderen Objekten oder gemischte Artikel zu unterschiedlichen Objekten waren. In seinen Jahresberichten an den Rektor der Universität Athen erwähnt Schmidt die systematische Unterstützung seitens des Professors für Astronomie an der Universität Athen, Dimitrios Kokkidis – vor allem bei den Mittagsbeobachtungen –, und seines Assistenten Alexandros Vourlis. Dieser übernahm, neben den üblichen meteorologischen Beobachtungen, auch die meisten der täglichen Sonnenfleckenbeobachtungen.

    So konnte Schmidt seine Beobachtungen zum Zodiakallicht fortsetzen, um seine Arbeit dazu abzuschließen, die dann 1856 als Buch unter dem Titel Das Zodiacallicht. Uebersicht der seitherigen Forschungen über diese Erscheinung in den Jahren 1843 bis 1855 (Braunschweig, 1856) erschien. Astronomie war nicht sein einziges Anliegen. Er setzte seine naturwissenschaftlichen Studien fort und veröffentlichte dazu viele Bücher. Schmidt war ein Pionier der griechischen Seismologie und mit der Unterstützung freiwilliger Beobachter gelang es ihm, anhand eines Fragebogens mehr als 3.000 Erdbebenbeschreibungen aufzuzeichnen. Die Ergebnisse wurden in seinem Buch Studien über Erdbeben (Leipzig, 1875) und in einigen griechischen Monografien, wie Das Erdbeben vom 23. Januar 1867 in Kefalonia (Ο Σεισμός της 23ης Ιανουαρίου 1867 της Κεφαλονιάς, Athen, 1867) veröffentlicht. Er untersuchte den berühmten Ausbruch des Vulkans von Santorin im Jahr 1866 (von einem griechischen Kriegsschiff aus, das in der Nähe der Insel ankerte) und veröffentlichte eine Studie darüber, wie er das bei den vier Vulkanen Vesuv, Baiae, Stromboli und Ätna getan hatte.8Vulkanstudien-Santorin 1866 bis 1872. Vesuv, Bajae, Stromboli, Aetna 1870. Leipzig, 1874.

    Schmidt unternahm ausgedehnte Reisen in verschiedene Gegenden Griechenlands und auch außerhalb der Grenzen des kleinen Königreichs; seine aufgezeichneten meteorologischen und geographischen Beobachtungen schickte er regelmäßig auch an das Pariser Observatorium. 1863 war er maßgeblich an der Expedition von Hahn und Spaun in das Gebiet der Flüsse Drin und Vardar (Axios) beteiligt, indem er als wissenschaftlicher Berater die Ausrüstung auswählte, Hermann von Spaun in deren Gebrauch schulte und die geografischen Messpunkte vorschlug. Nach der Expedition arbeitete Schmidt die Daten und Ergebnisse von Spauns Messungen für den Abschlussbericht Reise durch die Gebiete des Drin und Vardar (Band I-II, Wien, 1867) auf. Als Anhang des zweiten Bandes dieser Reise wurde Schmidts Abhandlung mit dem Titel Bemerkungen über die geographischen Ortsbestimmungen, Reise im Herbste 1863 veröffentlicht. Eine weitere interessante Reise unternahm er mit seinem Freund, dem Architekten Ernst Ziller, nach Burnarbaschi in Kleinasien, um den Archäologen Johann Georg von Hahn bei seinen Ausgrabungen auf der Suche nach dem antiken Troja zu begleiten. Die Karten in Hahns Buch wurden von Schmidt erstellt.9Die Ausgrabungen vom Homerischen Pergamos in zwei Sandschreiben an Georg Finlay (Leipzig, 1865).

    Er setzte die Idee von Jeorjios Vouris zur Erstellung regelmäßiger Publikationen über die am Athener Observatorium durchgeführten Arbeiten um, indem er zwei Buchreihen in deutscher Sprache mit dem allgemeinen Titel Publikationen der Sternwarte zu Athen veröffentlichte, die von Simon Sinas finanziert wurden. Das einleitende Buch dieser zwei Reihen enthält keine astronomischen Studien, sondern befasst sich mit der Geographie Griechenlands10Beiträge zur Physikalischen Geographie von Griechenland. Athen, 1861., während der zweite Band meteorologische, höhenmetrische und geographische Beobachtungen behandelt.11Beiträge zur Physikalischen Geographie von Griechenland. Athen, 1864.

    In Band 1 der ersten Reihe veröffentlichte Schmidt Beobachtungen zu Kometen und insbesondere eine lange Studie über den Kometen Donati mit dem Titel Astronomische Beobachtungen über Kometen (Athen, 1863), ergänzt durch zahlreiche beeindruckende Zeichnungen. Danach veröffentlichte er seine Beobachtungen zu Sternschnuppen und Meteorströmen sowie ein Buch mit dem Titel Description physique d‘ Attique.12Astronomische Beobachtungen über Meteorbahnen und deren Ausgangspunkte. Athen, 1869.

    Meteorologie et Phenomenologie (Athen, 1884). Außerdem veröffentlichte er eine große Anzahl von Forschungsarbeiten und Beobachtungsberichten zu verschiedenen wissenschaftlichen Themen, die in folgenden Bänden Einzug fanden:
    ·       Petermanns Geographische Mitteilungen
    ·       Reports of the Academy of Vienna Science, Revisited by Heiss
    ·       Proceedings of the Paris Academy of Sciences
    ·       Reports of the Geological Institute of Austria
    ·       Bulletins of the Royal Geographical Society of London

    Die Mondkarte

    Seine größte Errungenschaft, die ihm in den internationalen wissenschaftlichen Fachkreisen Ansehen verschaffte, war jedoch die Sammlung der Beobachtungen und Messungen, aufgrund derer er eine großformatige topographische Landkarte des Mondes erstellen konnte, einschließlich der dazugehörigen Beschreibung unter dem Titel Charte der Gebirge des Mondes – Nach eigenen Beobachtungen in den Jahren 1840-1874 (Berlin, 1874). Dieses Werk war das Ergebnis ununterbrochener Mondbeobachtungen in 34 Jahren. Die Veröffentlichung dieser ausgezeichneten Kartierung ist der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu verdanken, die 1878 den Druck der Karte und des dazugehörigen Erläuterungsbandes finanzierte. In diesem Werk katalogisierte und illustrierte Schmidt 32.856 verschiedene Oberflächenformationen des Mondes. Zum Vergleich: bei Beer und Mädler sind es 7.735, bei Lohrmann 7.178 Formationen. Schmidt verzeichnete außerdem 348 Mondrillen, gegenüber 71 von Beer und Mädler. Wahrscheinlich hat er mehr Messungen und Schätzungen der Höhe der Gipfel von Mondgebirgen (etwa 3.000) und der Tiefe verschiedener Krater (etwa 1.000) durchgeführt als alle anderen Mondforscher zusammen. Tatsächlich sind einige seiner Messungen bis heute noch nicht durch neuere Werte ersetzt worden. Seine ursprüngliche Karte stammt aus dem Jahr 1865. Sie hatte einen Durchmesser von sechs Fuß/zwei Metern und war in Quadranten unterteilt. Seine Intention war, das Werk Lohrmanns zu vollenden. Im April 1868 war er jedoch so unzufrieden mit der erreichten Detailgenauigkeit, dass er noch einmal von vorne anfing. Er wählte zwar wieder einen Durchmesser von sechs Fuß, unterteilte die Karte diesmal aber in 25 Abschnitte.

    Diese Karte ist weit mehr als nur die bloße Darstellung der Oberflächenmerkmale des Mondes, denn diese sind hier genau platziert und dimensioniert. Von besonderem Interesse ist der Abschnitt zum Krater Linné im Mare Serenitatis, der lange Zeit als Beweis für eine mögliche Veränderung der Mondoberfläche angeführt wurde. Bis zum Jahr 1843 war er als kleiner, tiefer Krater eingezeichnet worden, aber im Oktober 1866 bewertete ihn Schmidt als einen gelegentlich verschwindenden weißen Flecken. Auf den Seiten 155 bis 163 seines Buches zählt er die 200 Beobachtungen des Kraters Linné von 1841 bis 1874 einzeln auf. Diese Beobachtungen lösten eine wissenschaftliche Kontroverse aus, bis klar wurde, dass diese Veränderungen illusorisch waren, hervorgerufen durch die Beleuchtung des tiefen Kraters aus unterschiedlichen Einfallswinkeln. Es ist heute kaum nachvollziehbar, wie schwierig es war, den Mond so zu beobachten, wie Schmidt es tat. Diese Tätigkeit erforderte große Konzentration und die Synergie mehrerer Sinne: Das Gehör musste die Zeit im Rhythmus der Uhr messen und die Augen den Moment festhalten, in dem der Rand einer Mondoberflächenformation die Fäden des Mikrometers überschritt. Und das alles, während der Beobachter in unbequemer Position am Teleskopokular saß. Diese Karte wurde vom großen Mondkartographen Ewen Whitaker beschrieben als “[…] die beste, die je ohne photographische Unterstützung zusammengestellt wurde“ (Whitaker, 1999,131). Richard Proctor erläutert in seinem Buch The Moon – Her Motions, Aspect, Scenery and Physical Condition (Proctor 1886, 148): “Die Arbeit von Schmidt aus Athen muss als der wichtigste Beitrag angesehen werden, der bisher auf dem Gebiet der Lunographie geleistet wurde.“ Schmidts Ansehen sprengte schon zu Lebzeiten die engen Grenzen der wissenschaftlichen Kreise, wie das folgende Zitat aus Jules Vernes Roman Autour de la Lune (Reise um den Mond) belegt: “Wir müssen Schmidt aus Athen voraus sein! Nichts, was er mit seinem Teleskop erkennen kann, wird er unbenannt lassen.“

    Schmidts letzte Jahre

    Am 15. April 1876 starb Schmidts Gönner und Geldgeber Simon Sinas. Sein Tod warf die Frage nach der finanziellen Unterstützung der Sternwarte Athens auf, da der griechische Staat nicht in der Lage war, für Schmidts Gehalt und den Betrieb der Sternwarte aufzukommen. Es gab den Vorschlag, dass die österreichische Regierung einspringen solle; schließlich jedoch übernahm Sinas´ Frau Iphigenie diese Verpflichtung und stellte Schmidts Anstellung und die Fortsetzung seiner wissenschaftlichen Arbeit sicher. Bei der Gründungsfeier der Universität Bonn im Jahr 1868 wurde Schmidt die Ehrendoktorwürde verliehen. Die britische Royal Astronomical Society wählte ihn am 9. Januar 1874 zum Mitglied. 1878 verlieh ihm die französische Akademie der Wissenschaften den Prix Valz für seine Mondforschung. Ein wesentlicher Teil der Nomenklatur des Mondes, die wir heute verwenden, geht auf Schmidts Namensverzeichnis zurück. 1871 konnte Schmidt aus Altersschwäche nicht mehr regelmäßig den Weg zur Sternwarte bewältigen, sodass er die Preußische Akademie der Wissenschaften bat, ihm ein kleines Äquatorialteleskop zur Verfügung zu stellen. Das wurde ihm gewährt und so konnte er seine astronomischen Beobachtungen von zu Hause aus in der Nähe des Lycabettus-Hügels bis zu seinem Tod fortsetzen. Schmidt starb im Schlaf in der Nacht des 26. Januar 1884 (nach dem julianischen Kalender), nachdem er an einer Veranstaltung in der deutschen Botschaft teilgenommen hatte. Er wurde nur 59 Jahre alt. Der König und die Königin von Griechenland, die gesamte griechische Regierung, Athener Würdenträger, Botschafter, Universitätsprofessoren, Studenten und Tausende von einfachen Menschen nahmen an seiner Beerdigung teil. In der griechischen Presse und in zahlreichen wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen Nachrufe. Sein Ansehen und sein liebenswürdiger, bescheidener Charakter waren den Griechen Anlass, ihn als einen von ihren zu betrachten.

    Ausgewählte Bibliographie
    Hier werden Schmidts Monografien sowie einige seiner wichtigsten Artikel vorgestellt. Unerwähnt bleiben die Dutzende kleinerer Veröffentlichungen zu seinen Beobachtungen, die hauptsächlich in der Zeitschrift Astronomische Nachrichten zu finden sind.

    Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis von 28sten; Juli, 1851, zu Rastenburg in Ostpreußen. Bonn, 1852.
    Resultate aus zehnjährigen Beobachtungen über Sternschnuppen. Berlin, Georg Reimer, 1852.
    «Berechnung des Durchmessers von Mondholen». In: Annalen Der Physik, 168(6), 1854, 324-333.
    Das Relief der sichtbaren Halbkugel des Mondes, angefertigt von Th. Dickert. Bonn, Carl Georgi, 1854.
    Das Zodiakallicht. Übersicht der seitherigen Forschungen nebst neuen Beobachtungen über diese Erscheinung in den Jahren 1843 bis 1855. Braunschweig, Schwetachke, 1856.
    Der Mond: Ein Überblick über den gegenwärtigen Umfang und Standpunkt unserer Kenntnisse von der Oberflächengestaltung und Physik dieses Weltkörpers. Leipzig, Johann Ambrosius Barth, 1856.
    Die Eruption des Vesuv im Mai 1855 – Nebst Beiträgen zur Topographie des Vesuv, der phlegraischen Krater, Roccamonfina’s und der alten Vulkane im Kirchenstaate, etc. Wien u.a, Friedrich Manz, 1856.
    Neue Höhen-Bestimmungen am Vesuv, den phlegräischen Feldern zu, Roccamonfina und im Albaner-Gebirge – Nebst Untersuchungen über die Eigenschaften und Leistungen des Aneroid-Barometers. Wien u.a., Hölzel, 1856.
    Resultate aus elfjährigen Beobachtungen der Sonnenflecken. Wien u.a., Hölzel, 1857.
    «Geschwindigkeit der Erdbebenschwingungen». In: Nöggerath, Jakob, Das Erdbeben vom 29 Juli 1846 im Rheingebiet und den benachbarten Ländern. 1857, 28-37.
    Charte der Verbreitung und Intensität des Erdbebens am 15. Jänner 1858. Wien, 1858.
    «Untersuchung über das Erdbeben vom15 Juni 1858». In: Mittheilungen der Wiener Geographischen Gesellschaft. Wien, 1858.
    Untersuchungen über die Leistungen der bourbonischen Metallbarometermit Hinweisung auf den Nutzen dieser Instrumente für die Marin. Wien u.a., Hölzel, 1858.
    Beiträge zur physikalischen Geographie von Griechenland. Observatoire d’ Athenes, Publications de l’ Observatoire d’ Athenes, 1ère serie, tome 1, 1861.
    Astronomische Beobachtungen über Kometen. Αthen, Karl Wilberg, 1863.
    Über Rillen auf dem Monde. Leipzig, Johann Ambrosius Barth, 1866.
    Πραγματεία περί του γενομένου τω 1867 Ιανουαρίου 23η σεισμού της Κεφαλληνίας. Υπό Ι. Φ. Ιουλίου Σμιτίου, Διευθυντού του εν Αθήναις Αστεροσκοπείου (μεταφρασθείσα εκ του γερμανικού υπό Ηρ. Μητσοπούλου). Εν Αθήναις εκ του Εθνικού Τυπογραφείου, 1867.
    «Über den Mondkrater Linne». In: Astronomische Nachrichten, 68 (1631), 1867, 365–366.
    «Mittlere Örter von 110 Nebeln für 1865». In: Astronomische Nachrichten, 70(1678), 1868, 343–352.
    Astronomische Beobachtungen über Meteorbahnen und deren Ausgangspunkte. Αthen, Observatoire d’ Athenes, Publications de l’Observatoire d’Athènes, 1ére serie, tome 2, 1869.
    Charte der Gebirge des Mondes – nach eigenen Beobachtungen in den Jahren 1840-1874. Berlin, Reimer, 1874.
    Vulkanstudien – Santorin 1866 bis 1872. Vesuv, Bajae, Stromboli, Ätna. Leipzig, Carl Scholtze, 1874.
    Studien über Erdbeben. Leipzig, Carl Scholtze, 1875.
    Mondcharte in 25 Sektionen und 2 Erläuterung Tafeln. Mit Erläuterungen und Selenographischen Ortsbestimmungen, unter Benutzung des von den Herren F. W. Opelt und M. Opelt revidirten und ergänzten Materials, zu gleich als Supplement zu Lohrmanns Topographie der sichtbaren Mondoberflache Abth. 1, herausgegeben von Dr J. F. J. Schmidt. Leipzig, Barth, 1878.
    Studien über Vulkane und Erdbeben. Leipzig, Alwin Georgi, 1881.
    Description Physique d’ Attique. Météorologie et Phénomenologie. Αthen, Librairie de Charles Beck, 1884.
    Zur Meteorologie von Athen: Witterung auf Zeichnungen 1863-1879; Messung und Radien d. Mondhalo von 22° Nordlicht Beobachtungen, Ed. Karl Knoch. Berlin, Springer, 1911.

    Zusammenfassung

    Schmidts Gesamtwerk weist darauf hin, dass er ein unermüdlicher Beobachter des Himmels und der Natur im Allgemeinen war, darauf aus, Unmengen von Daten und Beobachtungen zu sammeln, und nicht, Methodik und Observationstechniken zu verbessern. Eine Vielzahl seiner Veröffentlichungen waren im Grunde genommen kurze Beobachtungen. Mit der modernen physikalischen Astronomie (heutzutage Astrophysik genannt) kam er nie in Berührung, erstens wegen seiner Abgeschiedenheit in einem kleinen Land, weit weg von den großen Zentren der wissenschaftlichen Forschung seiner Zeit, und zweitens wegen seiner fehlenden formalen Ausbildung in Physik. Er tat wenig, um die Organisation und Ausstattung der Sternwarte von Athen zu verbessern, sein Wissen an Jüngere weiterzugeben und sie zu inspirieren, sodass sie in seine Fußstapfen hätten treten können. Vielleicht war der Hauptgrund dafür die Tatsache, dass er nie gut Griechisch gelernt hat und seine Kommunikation mit den lokalen wissenschaftlichen Kreisen daher eher begrenzt war. Auch sein Kollege und Assistent, Professor Dimitrios Kokkidis, der in Deutschland studiert hatte, konnte von Schmidts Erfahrungen nicht ausreichend profitieren. Das lässt sich aus der zurückhaltenden Aktivität von Kokkidis ableiten, als er nach Schmidts Tod die Sternwarte als kommissarischer Leiter übernahm. Schmidts Arbeit legte jedoch den Grundstein für die wissenschaftlichen Disziplinen der Astronomie, Meteorologie, Seismologie, Geographie und Vulkanologie in Griechenland, auch wenn sich ihre weitere Entwicklung verzögerte. Was die Geschichte der Astronomie angeht, so nimmt Schmidt darin eine wichtige Stelle ein: Auf dem Mond und dem Mars sind Krater nach ihm benannt, ein weiterer Mondkrater trägt den Namen Sinas, womit auch Schmidts Gönner gewürdigt wurde.

    Übersetzung aus dem Griechischen: Athanassios Tsingas

    Einzelnachweise

    • 1
      Eine Auswahl davon ist im Werk von Lardner, Handbook of Astronomy abgedruckt.
    • 2
      Berechnung des Durchmessers von Mondhöhen. Annalen, Band XCII, 1854.
    • 3
      Das Zodiakallicht. Übersicht der seitherigen Forschungen über diese Erscheinung in den Jahren 1843 bis 1855. Braunschweig, 1856.
    • 4
      Resultate aus zehnjährigen Beobachtungen über Sternschnuppen. Berlin, 1852.
    • 5
      Beobachtungsender Sonnenflecken. Wien u.a., 1857
    • 6
      Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis vom 28 Juli 1851 zu Rastenburg in Ostpreußen. Bonn, 1852.
    • 7
      “Mittlere Örter von 110 Nebeln für 1865“, AN Nr. 1678, 1868.
    • 8
      Vulkanstudien-Santorin 1866 bis 1872. Vesuv, Bajae, Stromboli, Aetna 1870. Leipzig, 1874.
    • 9
      Die Ausgrabungen vom Homerischen Pergamos in zwei Sandschreiben an Georg Finlay (Leipzig, 1865).
    • 10
      Beiträge zur Physikalischen Geographie von Griechenland. Athen, 1861.
    • 11
      Beiträge zur Physikalischen Geographie von Griechenland. Athen, 1864.
    • 12
      Astronomische Beobachtungen über Meteorbahnen und deren Ausgangspunkte. Athen, 1869.

    Verwendete Literatur

    Galerie

    Zitierweise

    Nikolaos Matsopoulos: «Johann Friedrich Julius Schmidt, Direktor der Sternwarte von Athen (1858-1884)», in: Alexandros-Andreas Kyrtsis und Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 14.03.22, URI : https://comdeg.eu/essay/110143/.