Ioannis Kalitsounakis

  • Veröffentlicht 15.09.20
1878,
  • Chania (Kreta)
— 1966,
  • Bukarest
  • Byzantinist
  • Neogräzist

Ioannis Kalitsounakis (1878–1966) war ein griechischer Philologe, der lange in Berlin forschte und lehrte.

Kalitsounakis studierte Philologie, Geschichte und Pädagogik an den Universitäten Athen (1894–1901), Jena und Berlin (1902–1904). Nach dem Abschluss seiner Studien kehrte er 1904 für kurze Zeit als Gymnasiallehrer in seine kretische Heimat zurück, bevor er 1906 die durch den Tod von Ioannis Mitsotakis vakant gewordene Lehrstelle für Neugriechisch am Seminar für Orientalische Sprachen übernahm. 1924 wurde Kalitsounakis zum Professor für altgriechische Philologie an der Universität Athen berufen, 1928 übernahm er zusätzlich den Lehrstuhl für Byzantinische Philologie an der Universität Berlin, den er bis 1939 neben seiner Athener Stelle innehatte. Nach seiner Emeritierung an der Athener Universität lehrte Kalitsounakis ab 1949 erneut in Berlin byzantinische und neugriechische Philologie, diesmal an der neu gegründeten Freien Universität, die ihn 1953 zum Honorarprofessor ernannte.

Neben seinen philologischen Studien verfasste Kalitsounakis eine Reihe von Lese- und Lehrbüchern zur neugriechischen Schrift- und Umgangssprache, die teilweise mehrmals neu aufgelegt wurden. Hierzu gehören ein Neugriechisches Gesprächsbuch (erstmals ersch. 1912, 1960 neu in Überarbeitung von A. Steinmetz), ein Neugriechisches Lesebuch (1914), eine Grammatik der neugriechischen Schriftsprache (1927), eine Überarbeitung von Albert Thumbs Grammatik der neugriechischen Volkssprache (1928). In diesem Zusammenhang ist wohl auch Kalitsunakis’ Mitarbeit an dem Band Neugriechische Dialekttexte (1934) zu sehen, für den er die Transkriptionen und Übersetzungen der griechischen Texte lieferte.

Bedeutsam ist außerdem der Bericht der Zentralkommission zur Feststellung von Gräueltaten auf Kreta (Έκθεση της Κεντρικής Επιτροπής Διαπιστώσεως Ωμοτήτων εν Κρήτη), in dem Kalitsunakis gemeinsam mit Nikos Kazantzakis und Ioannis Kakridis 1945 im Auftrag der griechischen Regierung die Verbrechen der deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs dokumentierte. Dieser Text erschien erstmals 1983 im griechischen Original und liegt mittlerweile auch in deutscher Übersetzung vor.

Verwendete Literatur

Zitierweise

Marco Hillemann: «Ioannis Kalitsounakis», in: Alexandros-Andreas Kyrtsis und Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 15.09.20, URI : https://comdeg.eu/artikel/96148/.