Antonios N. Jannaris (1852–1909), auch Jannarakis, war ein griechischer Philologe, Pädagoge und Sprachwissenschaftler, Herausgeber kretischer Volkslieder sowie Verfasser mehrerer deutsch-griechischer Lehrwerke und Wörterbücher.
Nach einjährigem Studium in Athen kam Jannaris 1873 nach Deutschland, wo er in den folgenden Jahren Klassische Philologie und mediävistische Romanistik an den Universitäten Leipzig, Bonn und Marburg studierte. Nach dem Abschluss seiner Studien arbeitete er 1880–1888 in seiner kretischen Heimat als Gymnasialdirektor und Diplomat im Dienste des osmanischen Gouverneurs sowie des Britischen Konsulats der Insel. Ab 1889 war er zunächst in Athen, später in Großbritannien als Griechisch-Dozent tätig, später erneut auf Kreta als Generalinspektor der kretischen Schulen.
Noch während seiner Studienjahre gab Jannaris 1876 in Leipzig bei Brockhaus die Sammlung Άσματα Κρητικά μετά διστίχων και παροιμιών / Kretas Volkslieder nebst Distichen und Sprichwörtern sowie 1878 in Hannover eine Neugriechische Grammatik nebst Lehrbuch der neugriechischen Volkssprache heraus. Es folgte das zweibändige Deutsch-Neugriechische Handwörterbuch (Hannover, 1883), das ebenfalls einen besonderen Schwerpunkt auf die griechische Volkssprache legte und das 1888 in Athen in einer gekürzten griechischen Version neu aufgelegt wurde. Im selben sprachpädagogischen Kontext entstanden ein Lehrbuch des Deutschen für Griechen (Μέθοδος της Γερμανικής Γλώσσης, 1886) sowie das Textbuch Wie spricht man in Athen?, das sich an ein deutsches Publikum mit Interesse an der neugriechischen Umgangssprache richtete. Verschiedene analoge Lehrbücher für das Französische und das Englische, die Jannaris zwischen 1888 und 1895 veröffentlichte, folgten offenbar dem Muster dieser Werke.
Abgesehen von seinen sprachpädagogischen Publikationen veröffentlichte Jannaris auch eine Reihe von Werken, die als Transfer im Rahmen seiner wissenschaftlichen Ausbildung in Deutschland angesehen werden können. Hierzu gehören etwa ein 1888 erschienener Thesaurus der griechischen Sprache auf der Grundlage von J. A. E. Schmidts Griechisch-deutschem Handwörterbuch (1829) sowie eine 1907 erschienene Studie über das öffentliche Erziehungswesen, die sich besonders mit dem zeitgenössischen deutschen System befasste. Vor demselben Hintergrund ist vermutlich auch Jannaris’ 1889 erschienene Habilitationsschrift über den populären Versroman Erotokritos des kretischen Renaissance-Schriftstellers Vicenzos Kornaros (1553–1613) zu sehen.