Argyris Sfountouris (geb. 1940) ist ein griechisch-schweizerischer Schriftsteller, Publizist und Übersetzer, der vor allem durch seinen langjährigen Kampf für die Anerkennung der deutschen Kriegsverbrechen in Griechenland während des Zweiten Weltkriegs und die Entschädigung der Opfer durch den deutschen Staat bekannt wurde.
Geboren im griechischen Dorf Distomo, erlebte Sfountouris dort als Vierjähriger das am 10. Juni 1944 durch deutsche SS-Soldaten verübte Massaker an der lokalen Bevölkerung mit, bei dem er neben seinen Eltern noch 30 weitere Familienangehörige verlor. Die folgenden Jahre verbrachte der Junge zunächst bei seinen Großeltern, später in einem Waisenhaus in Piräus, bevor er 1949 mit weiteren griechischen Kriegswaisen in das Kinderdorf Pestalozzi im schweizerischen Trogen verbracht wurde. Nachdem sich sein Gesundheitszustand verbessert hatte, besuchte Sfountouris dort zwischen 1955 und 1959 die Kantonsschule Trogen und studierte anschließend Mathematik, Kernphysik und Astrophysik an der ETH Zürich.
In den folgenden Jahren, in denen Sfountouris beruflich zunächst als Gymnasiallehrer, später als Entwicklungshelfer tätig war, engagierte er sich seit den 1960er Jahren zunehmend auch als Kulturmittler zwischen dem griechisch- und deutschsprachigen Raum, übersetzte Autoren wie Nikos Kazantzakis, Jannis Ritsos und Antonis Samarakis und gab die Kulturzeitschrift Propyläa – Zeitschrift für Griechenland (1968–1976) heraus, die sich als Organ eines „anderen Griechenland“ gegen die griechische Militärdikatur wandte.
Seit der deutschen Wiedervereinigung setzt sich Sfountouris mit Nachdruck für die öffentliche Bekanntmachung und Anerkennung der deutschen Kriegsverbrechen in Griechenland durch den deutschen Staat ein. Mit seiner Klage auf Entschädigung der griechischen Überlebenden gelangte er 2006 bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Zwar blieben seine Bemühungen in juristischer Hinsicht erfolglos, doch trug Sfountouris durch sein Engagement dazu bei, das Massaker von Distomo und die Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht in Griechenland einer breiteren deutschen und europäischen Öffentlichkeit bekanntzumachen. Neben zahlreichen eigenen Publikationen, Interviews und Fernsehauftritten trug hierzu u. a. der auf Sfountouris’ Lebensgeschichte beruhende Dokumentarfilm Ein Lied für Argyris (2006) von Stefan Haupt bei.