Thanassis (eigtl. Athanassios) Georgiοu (1914–2014) war ein griechischer Journalist, Parteifunktionär und Übersetzer, der seit 1949 in der DDR lebte und arbeitete.
Der jüngere Bruder des Journalisten Vassos Georgiou (1910–2003) studierte wie dieser in Athen Jura und sah sich während des griechischen Bürgerkriegs aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit für die Untergrundpresse der kommunistischen Widerstandsbewegung EAM (Εθνικό Απελευθερωτικό Μέτωπο, „Nationale Befreiungsfront“) der Verfolgung durch die staatlichen Behörden ausgesetzt. Nach seiner zwischenzeitlichen Tätigkeit als Kriegskorrespondent für die Demokratische Armee Griechenlands (Δημοκρατικός Στρατός Ελλάδας) gelangte Georgiou 1948/49 über Prag nach Ost-Berlin.
Dort wirkte er in den folgenden Jahren als Verbindungsmann zwischen der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) und der SED, begleitete u.a. 1949 die Repräsentanten der Provisorischen Demokratischen Regierung des „Freien Griechenland“ bei ihrem Besuch in der Sowjetischen Besatzungszone und war federführend an der von Petros Kokkalis (1896–1962) organisierten Überführung minderjähriger Bürgerkriegsflüchtlinge in das sächsische Radebeul beteiligt. Zugleich entfaltete er eine rege journalistische Tätigkeit für die ostdeutsche Nachrichtenagentur ADN (Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst) und als Auslandskorrespondent der Tageszeitung Rizospastis (Ριζοσπάστης), des offiziellen Nachrichtenorgans der KKE.
Daneben beteiligte sich Georgiou an Buchprojekten wie Hellas ohne Götter (1959) des Dokumentarfilmers Karl Gass (1917–2009) und Griechenland. Land und Leute (1958) seines Freundes Dimitris Chatzis (1913–1981), zu dessen Anthologie Antigone lebt (1960) er auch einige Übersetzungen beisteuerte. Mit dem Verlag Volk und Welt, in dem diese Anthologie erschien, arbeitete Georgiou in den folgenden Jahren intensiv als Begutachter und Übersetzer neugriechischer Literatur zusammen; hier erschienen in seiner Übertragung Dimitris Chatzis (Das zerstörte Idyll, 1965), Jannis Ritsos (Die Wurzeln der Welt, 1975) und Kostas Varnalis (Die wahre Apologie des Socrates, 1965; Das Tagebuch der Penelope, 1975).
Auf der anderen Seite betätigte er sich auch als Übersetzer aus dem Deutschen ins Griechische. In diesem Zusammenhang war er u.a. an der griechischen Übersetzung von Erich Honeckers Aus meinem Leben (1985) beteiligt, die der damalige griechische Ministerpräsident Andreas Papandreou mit einem Vorwort beehrte. Im KKE-Verlag Synchroni Epochi erschienen in seiner Übersetzung Griechenland unter dem Hakenkreuz (1991) von Martin Seckendorf und Heinrich Manns Die Königin von Zypern (1996).
Obwohl er das Ende der DDR selbst als „Konterrevolution“ beurteilte, blieb Georgiou auch nach 1989 in seiner „zweiten Heimat“ (Georgiou, 2009, 62f.), wo er 2014 im Alter von 100 Jahren verstarb.