Daniel Sanders (1819–1897) war ein deutscher Sprachforscher und Lexikograph jüdischer Herkunft, der über Jahrzehnte hinweg eine wichtige Rolle als Vermittler der neugriechischen Literatur und Sprache in Deutschland spielte.
Sanders’ erster Kontakt mit der neugriechischen Kultur und Sprache fiel offenbar in seine Berliner Studienzeit (1839–1842), in der er sich mit dem Geologie-Studenten Iraklis Mitsopoulos und weiteren griechischen Studenten anfreundete, die er gelegentlich in seinen Publikationen (s.u.) erwähnt. Diese sollen Sanders nicht nur in die Grundlagen ihrer Sprache eingewiesen und das Interesse des Altphilologen auf die neugriechische Sprache und Literatur gelenkt, sondern auch entscheidend auf die Entwicklung seines demokratisch-freiheitlichen Weltbilds eingewirkt haben (vgl. Haß-Zumkehr 1995, S. 88).
Das erste Ergebnis seiner Neugriechisch-Studien waren die Neugriechischen Volks- und Freiheitslieder, die Sanders 1842 gemeinsam mit seinen Berliner Studienfreunden Heinrich Bernhard Oppenheim und Moriz Carrière herausgab und zu der er einen großen Teil der Übersetzungen beisteuerte. 1844 setzte Sanders dieses Unterfangen mit der nunmehr allein besorgten Sammlung Das Volksleben der Neugriechen fort. In den folgenden Jahren betätigte sich Sanders in zahlreichen Monographien und Zeitschriftenartikeln als Vermittler der neugriechischen Literatur und Sprache. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang seine Zusammenarbeit mit dem griechischen Schriftsteller und Diplomaten Alexandros Rizos Rangavis, mit dem er seit den 1840er Jahren in regelmäßigem Kontakt stand, und von dem er nicht nur 1848 die Komödie Die Hochzeit des Kutrulis (Του Κουτρούλη ο γάμος), sondern auch 1884 die Geschichte der neugriechischen Literatur von ihren Anfängen bis auf die neueste Zeit (Histoire littéraire de la Grèce moderne, 1877) ins Deutsche übertrug (vgl. Κωβαίου 1999). Daneben veröffentlichte der Sprachwissenschaftler Sanders eine Grammatik des Neugriechischen (1881/1890) sowie zahlreiche Studien und Rezensionen, in denen er sich u.a. kritisch mit der Übersetzung der neugriechischen Literatur ins Deutsche auseinandersetzte.