Hermann Lübke (1852–1923) war ein klassischer Philologe und Gymnasiallehrer, der als Forscher der griechischen Volkskultur und Übersetzer griechischer Volkslieder tätig war.
Nach altphilologischem Studium an den Universitäten Breslau und Berlin promovierte Lübke 1883 mit einer Arbeit über die griechische Komödie. Sein Interesse für die neugriechische Volkskunde und Volksliteratur soll durch eine Reise nach Griechenland entstanden sein (Mielke, 1924). Auch wenn der Übersetzer im Vorwort der Sammlung dieser Reise gedenkt, bediente er sich als Grundlage seiner Lyrik-Anthologie Volkslieder der Griechen, die erstmals 1895 erschien und bereits 1897 neu aufgelegt wurde, vorwiegend in vorhandenen Volksliedsammlungen (Fauriel, Zambelios, Passow u. a.). Anders als es der Titel der Sammlung nahelegt, umfassen Lübkes Nachdichtungen auch Kunstpoesie bekannter Literaten wie A. R. Rangavis und D. Solomos. Bei der nicht immer einfachen Übersetzungsarbeit („Die Dialekte, in denen die griechischen Volkslieder gehalten sind, wetteifern an Schwierigkeit mit jenen, in welchen die alten Steine zu uns sprechen“) konnte der Altphilologe auf die „Teilnahme griechischer und deutscher Freunde“ setzen, unter denen v. a. Demosthenes Desminis, Christian Belger und Rudolf Helm genannt werden (Lübke, 1897, XXVIf.). Lübkes Hoffnung, dass seine Nachdichtungen auch Musiker und Maler „zu stimmungsvollen Liedern und farbenfrischen Bildern Anregung“ geben mögen (ebd., XXVIII), wurde durch Alexander von Fielitz erfüllt, der 1896 eine Auswahl von dessen Volksliedern vertonte.