Ludwig Johann Clemens Christian Bürchner (1858–1927) war ein deutscher Historiker, Klassischer Philologe und Lehrer, der auch als Übersetzer aus dem Neugriechischen tätig war.
Nach dem Studium in München, Berlin und Erlangen arbeitete Bürchner seit den 1880er Jahren an verschiedenen bayerischen Orten, seit 1896 in München als Gymnasiallehrer.
Sein starkes Interesse für die griechische Geschichte, Geographie und Kultur veranlasste ihn wiederholt zu ausgedehnten Reisen durch das Königreich Griechenland, auf die griechischen Inseln und nach Kleinasien. Seine Kenntnisse über das antike und moderne Griechenland verarbeitete Bürchner in zahlreichen Studien, die vornehmlich die Geographie des griechischen Kulturraums betrafen. Aufgrund seiner einschlägigen Studien war Bürchner zeitweilig für den Lehrstuhl für Geographie an der Athener Universität vorgesehen, was allerdings durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges verhindert wurde.
Wie P. Vizoukidis (1879–1956) in seinem Nachruf vermerkte, war Bürchner bestens vernetzt in der internationalen griechischen Gelehrtenwelt und pflegte einen intensiven Kontakt zur Münchener Griechengemeinde. Wahrscheinlich gehörte er auch zu dem Aufgebot griechischkundiger Wissenschaftler, die während des 1. Weltkrieges nach Görlitz kamen, um den dortigen Aufenthalt eines griechischen Armeekorps (1916–1919) zur Durchführung linguistischer, musikwissenschaftlicher u. a. Studien zu nutzen. Jedenfalls erschienen seine Teilübersetzung der Hymne an die Freiheit (Ύμνος εις την Ελευθερίαν) von Dionysios Solomos sowie seine Übersetzung der Erzählung Der Kirchenscheue (Ο Αλιβάνιστος) von Alexandros Papadiamantis beide 1817 in Görlitz. Die erste Übersetzung erschien in der zweisprachigen Ausgabe Griechischer Nationalhymnus, die neben dem Text auch die Vertonung der Hymne durch Nikolaos Mantzaros enthielt und für den Bedarf der griechischen Militärkapelle bestimmt gewesen sein soll (Christianopoulos, 1998, 192). Die Erzählung von Papadiamantis, durch deren Übersetzung der griechische Schriftsteller erstmals in deutscher Sprache erschien, entdeckte Bürchner nach eigenem Bekunden auf einer Reise in einer griechischen Zeitung. Sie erschien in einem Sonderdruck der Zeitung Nέα του Görlitz (Nea tou Görlitz / Görlitzer Nachrichten) aus Anlass des griechischen Nationalfeiertags. Aus dem Jahr 1923 datiert die Übersetzung der Untersuchung Theorie einer dynamischen Besteuerung: Neue Wege in der Finanzwissenschaft (Φορολογία επί των αργούντων κεφαλαίων, 1922) des Militärwissenschaftlers und Politikers Periklis Rediadis (1875–1938).
Aufgrund seiner wissenschaftlichen Verdienste wurde Bürchner von griechischer Seite vielfach ausgezeichnet. Die griechische Regierung verlieh ihm 1908 das silberne Kreuz und 1916 das goldene Ritterkreuz des griechischen Erlöserordens. Von der Griechischen Philologischen Gesellschaft von Konstantinopel (Ελληνικός Φιλολογικός Σύλλογος Κωνσταντινουπόλεως) wurde er 1904 zum korrespondierenden Mitglied, 1920 zum Ehrenmitglied berufen. Außerdem wurde Bürchner aufgrund seiner Studien über diese Orte zum Ehrenbürger der Insel Samos und der Stadt Ioannina ernannt.