Marie Esperance von Schwartz (1818–1899), geborene Brandt, besser bekannt unter ihrem literarischen Pseudonym Elpis Melena (Ελπίς Μέλαινα), war eine deutschsprachige Reiseschriftstellerin, Herausgeberin griechischer Volksliteratur und Übersetzerin zwischen beiden Sprachen.
Geboren in Southgate in der Grafschaft Hertford (England) als Tochter eines dort ansässigen Hamburger Bankiers, behielt sie stets ihre englische Staatsbürgerschaft bei. Ihre Erziehung erhielt sie vorwiegend in Genf und Rom, wobei sie schon früh ein ausgesprochenes Sprachtalent zeigte; später soll sie 8 Sprachen fließend beherrscht haben. Gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann, dem Hamburger Kaufmann Ferdinand von Schwartz, unternahm sie seit 1846 eine ausgedehnte Reise durch Griechenland, Kleinasien und Nordafrika, die sie zu ihren ersten literarischen Versuchen inspirierte. 1849 ließ sie sich in Rom nieder, wo sie in den folgenden Jahren ein enges persönliches Verhältnis zu dem italienischen Revolutionär Giuseppe Garibaldi unterhielt. 1866 soll Garibaldi seiner wegen Freundin sogar italienische Soldaten nach Kreta gesandt haben, um den dortigen Aufstand gegen die osmanische Herrschaft zu unterstützen.
Erst kurz zuvor, Ende 1865, hatte Esperance von Schwartz ihren Wohnsitz nach Kreta verlegt, wo sie sich im Dorf Chalepa, einem heutigen Stadtteil von Chania, niederließ und wo sie mehr als 20 Jahre blieb. Während ihres Aufenthaltes auf der Insel entwickelte sie eine rege karitative Wirksamkeit, gründete Krankenhäuser, Armenunterkünfte und Schulen, übersetzte didaktische Bücher aus dem Deutschen ins Neugriechische und setzte sich mit Nachdruck für den lokalen Tierschutz ein. In diesem Zusammenhang errichtete sie in Chania ein Tierspital und gründete den ersten Tierschutzverein der Insel.
Neben diesen Tätigkeiten veröffentlichte die Schriftstellerin unter ihrem Pseudonym Elpis Melena mehrere Berichte über ihre Reisen und ihren Aufenthalt auf Kreta: Die Insel Kreta unter der ottomanischen Verwaltung (1867), Von Rom nach Kreta. Reiseskizze (1870), Erlebnisse und Beobachtungen eines mehr als 20jährigen Aufenthalts auf Kreta (1892). Außerdem sammelte und übersetzte sie kretische Volkslieder, Sagen, Liebes-, Denk- und Sittensprüche, die sie zu einer Sammlung unter dem Titel Κρητική μέλισσα (griech., 1873/1888) bzw. Kreta-Biene (dt., 1874) zusammenfasste. Das wiedererwachte Interesse an diesen Texten äußert sich nicht zuletzt an den zahlreichen Neuausgaben, die Elpis Melenas Kreta-Biene und ihre Kreta-Memoiren in den letzten Jahren erfuhren; letztere erschienen 2008 erstmals auch in griechischer Übersetzung.