Ioannis Ioannidis

  • Veröffentlicht 15.02.21
07.01.1910,
  • Amisa (Pontos)
— 1984
  • Sportwissenschaftler

Promotion

Ioannis Ioannidis (1910-1984) war von 1934 bis 1936 als Werkstudent und von 1938 bis 1940 als Promotionsstudent an der Universität Hamburg eingeschrieben. Er war, auch, Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung und von Homère Pisani.

  • Fakultät: Philosophische Fakultät
  • Hauptfach: Sportwissenschaft
  • Sommersemester 1934
  • Auslandsmatrikel, Nr. 21

Die Arbeit wurde am 25. Mai 1940 mit der Note »gut« bewertet, Gesamtnote »genügend«; Datum der Urkunde: 12. Mai 1943 (StAHH, 364-13, Prom. Phil. Fak 761, Blätter o.N.)

Gutachter: Knoll, Wilhelm (Sportwissen­schaft); Mitgutachter: Flitner, Wilhelm (Erziehungs­wissenschaft); Prüfer: Knoll, Wilhelm (Sportwissen­schaft); Prüfer: Flitner, Wilhelm (Erziehungs­wissenschaft); Prüfer: von Mercklin (Archäologie, wahrscheinlich von Mercklin)

Titel der Dissertation: Leibesübungen und körperliche Erziehung in Griechenland.

Veröffentlichung: Die Kontinuität der Körperkultur in Griechenland, Hamburg 1943.

Lebenslauf

»Als Sohn des Kaufmannes Pausanias und seiner Ehefrau Maria Ioannidou (geb. Iordanidou), wurde ich am 7. Januar 1910 in Pontos-Türkei geboren. / 1923: Als Flüchtling traf ich elternlos in Griechenland ein. 1926–1929: Internatsschüler im Anatolia College in Thessaloniki. / 1921 [sic, gemeint ist 1929]–1931: Als YMCA Stipendiat an der Akademie für Leibesübungen in Genf. – Abschlussprüfung bestanden. / 1931–32: Militärdienst absolviert. – Sportlehrer am Anatolia College. – Im Sommer als Sportleiter des YMCA Jugendlagers in Pelion tätig. / 1933–1936: Werkstudent an der Philosophischen Fakultät der Hansischen Universität Hamburg. – Seit 1934 Stipendiat des Herrn Homer Pisanis. / 1936: Studium unterbrochen. – Begleiter der griechischen Nationalmannschaft während der Olympiade in Berlin. / 1936: Teilnahme an der Turnlehrerausbildung-Führerschule in Neustrelitz. / 1936–38: Diplom von der Akademie für Leibesübungen in Athen. – Sportlehrer an der Deutschen Schule. 1938: Teilnahme am Sommerlehrgang der Reichssportakademie. / 1938–40: Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung. – Fortsetzung und Abschluss des Studiums an der Hansischen Universität. / 1940–41: Frontsoldat in Albanien. / 1942–43: In der Leitung des Kinderheims ‚Delphiki Stegi‘ Delphi. / Während meines Studiums habe ich mich hauptsächlich mit Sportwissenschaft bei Prof. Knoll, Erziehungswissenschaft bei Prof. Flitner und archäologischen Studien (alte Geschichte, Archäologie) bei Prof. v. Mercklin, und Prof. Ziebarth befasst. [Es folgen Danksagungen an Knoll, Flitner und von Mercklin.] Die Ermöglichung meines Studiums habe ich ganz besonders der Unterstützung von Herrn Homer Pisanis und der Alexander von Humboldt-Stiftung zu verdanken.«

Kommentar

Verlauf des Prüfverfahrens: Einem Gesuch Ioannides’ vom 5. November 1935 (Adresse: Brahmsallee 7), gerichtet an den Dekan, seine Arbeit auf Englisch verfassen zu dürfen, wird mit Schreiben des Dekans Matthes an Ioannides vom 16. Januar 1936 nicht stattgegeben. Am 7. September 1939 beantragt Ioannides bei der Philosophische Fakultät die Zulassung zur Notprüfung, weil er dringend nach Griechenland zurückkehren müsse (Adresse weiterhin: Brahmsallee 7). Die Arbeit wurde am 25. Mai 1940 mit der Note »gut« bewertet, das Gesamtergebnis der Prüfung war »genügend«. In der Promotionsakte liegt, wie von Flitner wegen der gefragten altertumswissenschaftlichen Kompetenz angeregt, ein drittes Gutachten, nämlich von Bruno Snell mit Datum dem 20. Mai 1940. Snell gutachtet deutlich weniger beeindruckt als Knoll und Flitner (beide schlagen die Note »gut« vor): »Die Arbeit […] ist mehr Darstellung als Untersuchung […] er beschränkt sich durchgehend auf die Feststellung: der eine hat dies, der andere jenes dazu gesagt […]«. Ein Eintrag in der Promotionsakte bestätigt, dass gemäß Erlass des Reichserziehungsministers vom 6. Juni 1941 Dissertationen nicht gedruckt werden (als Grund wird die »erhebliche Herabsetzung des Papier-Kontingents für den Sonderbedarf des Buch- und Zeitschriftenverlages« genannt). Datum der Urkunde: 12. Mai 1943.

Weiterhin gibt es eine Druckerlaubnis des Betreuers Knoll mit Datum dem 6. Mai 1943 (und handschriftlicher Notiz: »22.5.43 nach Griechenland«) sowie eine Bescheinigung vom 19. Mai 1943, dass bzgl. der vorgelegten Dissertation keine Bedenken bestehen; die Doktorurkunde trägt das Datum 12. Mai 1943. Zudem schreibt Knoll am 19. Mai 1943, Ioannides werde ein Exemplar mit nach Berlin nehmen, »um mit Herrn Dr. Diem vom Olympischen Komitee darüber zu sprechen« (Belege in der Promotionsakte, StAHH, 364-13, Prom. Phil. Fak 761, Blätter o.N.)

In einem Fragebogen, der Anlage zur Zulassung zur Promotion ist, mit Datum dem 20. November 1938 gibt Ioannides als Wohnort die Deutsche Schule Athen an, eine Angabe zu seinem Geburtsort (Amisos, s.o.) übergeht er, seine vier Großeltern stammten alle aus Kaisareia, als Sterbeort der Großeltern wie auch als Geburtsort seiner beiden Eltern gibt er Pontos an (also ohne konkrete Ortsangabe); an Stelle des Sterbeorts der Eltern (der Vater Pausanias: 1915; die Mutter Maria: 1922) schreibt er jeweils: »im Exil«.

Lt. Schreiben des Generalsekretärs der Berliner Dachorganisation DGG vom 5. Juni 1943 an den Vorsitzenden der DGGHH, Bruno Snell, hatte Ioannides i.J. 1943 erneut ein Stipendium der AvH-Stiftung erhalten, ohne Angabe des genauen Zwecks (Archiv der DGGHH, Ordner 1937–1945, Blätter o.N.)

In der Promotionsakte ist eine ältere (Datum: 21. November 1938), weniger ausführliche Form des Lebenslaufes erhalten, lt. Promotionsakte hörte er erst seit dem SoSe 1934 in Hamburg; zudem heißt es dort »Genehmigung der Alexander Humboldt-Stiftung für die Zeit bis 31. Juli 1939«, evtl. wurde das Stipendium später verlängert. (StAHH, 364-13, Prom. Phil. Fak 761, Blätter o.N.)

Ioannides lehrte später an der Western University in London, Ontario, Canada; auf der Homepage gibt es einen Lebenslauf des 1984 Verstorbenen: https://www.uwo.ca/olympic/activities/ioannides.html

Notiz: Die Dokumentation des Promotionsverlaufs wurde von Prof. Dr. Ulrich Moennig im Rahmen des Essays Griechische Doktorand(inn)en an der Universität Hamburg von der Gründung der Universität 1919 bis 1941 erstellt.

 

 

Verwendete Literatur

Zitierweise

Ulrich Moennig: «Ioannis Ioannidis», in: Alexandros-Andreas Kyrtsis und Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 15.02.21, URI : https://comdeg.eu/artikel/101510/.