Basil Exarchos

  • Veröffentlicht 15.02.21
08.12.1903,
  • Kalentzi (Epirus)
— 1973
  • Pädagoge
  • Philologe
  • Übersetzer

Promotion

Basil Exarchos (1903-1973) war von 1928 bis 1930 als Promotionsstudent an der Universität Hamburg eingeschrieben.

  • Fakultät: Philosophische Fakultät
  • Hauptfach: Erziehungswissenschaft
  • Sommersemester 1928
  • Auslandsmatrikel, Nr. 48
  • Große Matrikel, Nr. 15633

Die Dissertation wurde am 27. Februar 1932 mit der Note »befriedigend« angenommen, Gesamtnote »gut«; Datum der mündlichen Doktorprüfung: 27.02.1932

Gutachter: Deuchler, Gustaf (Erziehungs­wissenschaft); Gutachter: Kapp, Ernst (Klassische Philologie); Prüfer: Deuchler, Gustaf; Prüfer: Deuchler, Gustaf; Prüfer: Kapp, Ernst; Prüfer: Stern (Psychologie)

Nicht veröffentlicht, kein Prüfexemplar nachgewiesen: Das Bildungsideal nach den Hauptgedanken Basilius des Großen

Lebenslauf

»Am 8. Dezember 1903 bin ich, Basil Exarchos, als Sohn des Konstantin Exarchos und seiner Ehefrau Basiliké, in Kalentzion bei Jannina in Epirus/Griechenland geboren. Ich besuchte die Rizareios-Schule zu Athen und verliess sie mit dem Volksschullehrerzeugnis Juni 1922. Inzwischen bestand ich die Reifeprüfung (8. März 1922) bei dem 1. Knabengymnasium zu Athen und hörte altphilologische, philosophische, pädagogische und theologische Vorlesungen. Am 9. Juni 1926 bestand ich die pädagogische Prüfung für das Oberlehramt und am 22. Dezember die Licentiatenprüfung in der Theologischen Fakultät mit der Note „vorzüglich“. Seit dem 26. Februar 1927 war ich als Studienrat an der Mittelschule (jetzt Progymnasium) in Salamis tätig, deren ich auch die Leitung übernahm, bis ich 1928 beurlaubt wurde zur weiteren wissenschaftlichen Ausbildung. Als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung bezog ich die Universität Hamburg. Hier habe ich von S.=S. 1928 bis S.=S. 1930 in der Philosoph. Fakultät weiter studiert, und zwar hörte ich Vorlesungen aus dem Gebiete der Geschichte der Philosophie, der Psychologie und der Erz.=wissenschaft, und nahm an entsprechenden Übungen und Praktika Teil. All meinen Lehrern spreche ich hier meinen aufrichtigen Dank aus für alles, was ich von ihnen an bildenden geistigen Einwirkungen erhalten habe. In dem Gebiet der Psychologie habe ich Herrn Prof. Stern, wie auch Herrn Prof. Werner, sehr viel zu verdanken. Herrn Prof. Deuchler spreche ich hier meinen besonderen Dank aus: abgesehen von dem grossen Interesse, das er mir sonst freundlichst entgegenkommen liess, war er mir in der Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft der geistige Führer und übte einen entscheidenden Einfluss auf meine wissenschaftliche Entwicklung aus. Bei ihm habe ich – im Rahmen des Seminars f. Erz.=wissenschaft – gearbeitet; ich hatte die Stelle eines wissenschaftlichen Hilfsarbeiters vom 1. April 1930 bis Ende September 1931 inne. In dieser Zeit habe ich auch am Aufbau der bildungspsychologischen und schülerkundlichen Sammlung gearbeitet und theoretische Übung geleitet. Ausserdem befasste ich mich mit dem Gebiet der Bildungsgeschichte unter den neuen Gesichtspunkten. Als erste Frucht dieser meiner Bemühungen lege ich hier die Abhandlung: „Das Bildungsideal nach den Hauptgedanken Bas. des Gr.“ vor. An veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten habe ich hier zu nennen: „Die Stellung der griechischen Theologen in der Bildungsarbeit“ (griechisch), in der Festschrift zum 35. Jubiläum der wissenschaftlichen Tätigkeit des Erzbischofs von Athen Chrysostomos (Athen 1931). Es wäre wohl auch zu erwähnen, daß ich das Buch von E. Spranger: Das deutsche Bildungsideal usw. ins Griechische übertragen habe (1930)« (StAHH, 364-13, Phil Fak Prom 339, o.N)

Kommentar

In der Promotionsakte findet sich die Durchschrift (ohne Briefkopf, wahrscheinlich von der Fakultät) eines Schreibens vom 22. Februar 1932, in dem Exarchos die Annahme der Dissertation mitgeteilt wird; zudem wird er darauf hingewiesen, dass er vor der Drucklegung die Erlaubnis der beiden Gutachter Deuchler und Kapp sowie diejenige des Dekans einholen müsse (StAHH, 364-13, Phil Fak Prom 339, o.N.) Das Gutachten Deuchlers vom 19. Februar 1932 findet sich ebenfalls in der Akte; daraus geht der erhöhte Revisionsbedarf hervor: »Auf die Herausfindung der historischen Zusammenhänge hat der Verfasser bewusst verzichtet, da ihm diese Aufgabe noch nicht lösungsreif zu sein scheint. Freilich ist das kein Grund, die Aufgabe der Bildungsgeschichte unvollständig zu bestimmen, wie das auf Seite 2 geschieht; die hier notwendige Ergänzung muss noch eingefügt werden. Auch sollte besser der Zusammenhang, aus dem die Belege stammen, jeweils etwas kenntlich gemacht werden. Die sprachliche Gestaltung muss noch einmal sorgfältig durchgearbeitet werden […] Die Rekonstruktion des Bildungsideals, das in den Predigten und in der Lehre des Basilius enthalten ist, dürfte im grossen und ganzen treffend dargestellt sein; darin besteht die Leistung der Arbeit. Eine aus den geschichtlichen Gegebenheiten und ihren Einlagerungen heraus unmittelbar entwickelte Idealgestalt hätte freilich mehr Überzeugungskraft gehabt als die systematisch rekonstruierte; die systematischen Kategorien wären dabei nicht unnötig gewesen, aber sie wären weniger aufdringlich in Erscheinung getreten« (StAHH, 364-13, Phil Fak Prom 339, o.N.) Kapp schließt sich in seinem halbseitigen Mitgutachten mit Datum dem 20. Februar 1932 dem Urteil Deuchlers im Ergebnis an, schreibt allerdings abschließend, »daß wesentliche Beanstandungen nicht zu erheben sind.« (StAHH, 364-13, Phil Fak Prom 339, o.N.)

Bezüglich der Drucklegung findet sich in der Akte eine Reihe von Schreiben aus dem Herbst 1940; zunächst bittet Exarchos die Fakultät mit Schreiben vom 19. August 1940 um »eine Bestätigung über den Zeitpunkt und den Erfolg meiner Doktorprüfung«; er brauche diese »für eine Anstellung«. Aus dem Schreiben wird deutlich, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht im Besitz einer Doktorurkunde ist: »Da ich noch nicht in der Lage bin, meine Doktorarbeit drucken zu lassen, also auch die Urkunde meines Diploms nicht bekommen kann […]« (StAHH, 364-13, Phil Fak Prom 339, o.N.) Der Dekan Fritz Jäger erstellte eine solche Bescheinigung mit Datum dem 6. September 1940: »… dass Herr Basil Exarchos […] den Doktorgrad in der Philosophischen Fakultät erworben hat […] Leider konnte Herrn Exarchos das Doktordiplom noch nicht verliehen werden, da er bisher der in der Promotionsordnung festgelegten Bestimmung zur Drucklegung seiner Dissertation nicht nachgekommen ist.« (StAHH, 364-13, Phil Fak Prom 339, o.N.) Die Bescheinigung ist Anlage zu einem ausführlichen Schreiben, in dem der Dekan Exarchos über die geltende Promotionsordnung belehrt: »Von der gedruckten Dissertation sind der Fakultät innerhalb eines Jahres nach der mündlichen Prüfung 200 Stücke als Pflichtexemplare kostenlos zu überlassen. Versäumt der Kandidat diese Frist, so erlöschen alle durch die Prüfung erworbenen Rechte unter Verfall der Gebühren. Der Dekan kann in besonderen Fällen die Frist zur Ablieferung der Dissertationsexemplare ausnahmsweise verlängern, jedoch höchstens um ein Jahr. Der Antrag hierzu muss von dem Kandidaten rechtzeitig gestellt und gehörig begründet werden.« (Durchschrift StAHH, 364-13, Phil Fak Prom 339, o.N.)

Die Angelegenheit hatte eine besondere Brisanz: Das Schreiben Exarchos’ an ihn wurde Dekan Jäger über die Deutsche Akademie vermittelt, mit einem Begleitschreiben vom Leiter der Abteilung Auslandslektorate (mit beigefügten Porto für das Schreiben an Exarchos) mit Datum dem 3. September 1940: »Die Deutsche Akademie möchte dieses Schreiben auch benutzen, um die Philosophische Fakultät der Hansischen Universität zu erwägen zu bitten, Herrn Exarchos auch dann die Promotionsurkunde auszuhändigen, wenn er noch nicht in der Lage ist, seine Doktorarbeit drucken zu lassen; vorausgesetzt allerdings, dass dem keine schwerwiegenden und grundsätzlichen Bedenken entgegenstehen. [Anm. »Noch nicht« ist mit Bleistift unterstrichen, am Rand ein Fragezeichen] Herr Professor Exarchos ist vor kurzem zum a.o. Professor der Universität Athen ernannt worden und gilt als einer der besten und zuverlässigsten Deutschlandfreunde. Er hat sich auch im Laufe des letzten Jahres bereit erklärt, deutsche Sprachlehrgänge in Jannina aufzuziehen, wo er sich als Professor der dortigen Lehrerakademie aufhielt und den Auftrag der Deutschen Akademie ehrenamtlich übernahm.« (StAHH, 364-13, Phil Fak Prom 339, o.N.) Jäger schickt am 6. September 1940 eine Durchschrift der Bescheinigung an die Deutsche Akademie mit einem Begleitschreiben: »Ich bedaure, auf Ihre Anregung, Herrn Exarchos noch vor der Drucklegung seiner Doktorarbeit die Promotionsurkunde auszuhändigen, nicht eingehen zu können […] Es scheint mir kaum wahrscheinlich zu sein, dass er seine Arbeit überhaupt noch drucken lassen will«; Jäger begründet seine Einschätzung damit, dass die Frist für die Publikation ja schon seit 1933 verstrichen sei; »Die hiesige Fakultät hat damit, dass sie nach acht Jahren die durch die Prüfung erworbenen Rechte des Bewerbers noch nicht für hinfällig erklärt hat, bereits das grösstmögliche Entgegenkommen gezeigt«. Auf der Durchschrift findet sich eine handschriftliche Notiz Jägers mit Datum dem 9. Dezember 1940: »Wiedervorlage nach Kriegsende.« (StAHH, 364-13, Phil Fak Prom 339, o.N.)

Die handschriftliche Notiz hat ihre eigene Geschichte: Die Bibliothek der Hansestadt Hamburg hatte sich mit Schreiben vom 12. November 1940 an die Fakultät gewandt, »[e]ine Durchsicht der älteren der von der Fakultät übersandten Prüfungslisten« habe ergeben, dass einige (insgesamt drei) Dissertationen niemals dort eingegangen seien, eine davon die von Exarchos. Man »bitte um Mitteilung, ob diese Verfasser nicht mehr promoviert werden, oder ob die Drucke noch zu erwarten sind« (StAHH, 364-13, Phil Fak Prom 339, o.N.) In einer Antwort aus dem Dekanat vom 18. November 1940 heißt es, Exarchos sei in einem Schreiben vom 6. September 1940 mitgeteilt worden, »dass er bei noch längerem Hinauszögern der Drucklegung Gefahr läuft, die durch die Prüfung erworbenen Rechte zu verlieren.« (StAHH, 364-13, Phil Fak Prom 339, o.N.) Jäger sieht sich auf alle Fälle veranlasst, das Thema am 7. Dezember 1940 in der Fakultät zu verhandeln: »Die Fakultät beschloss, die Angelegenheit bis Kriegsende zurückzustellen, da der Kandidat während der Dauer des Kriegszustandes in Griechenland kaum die Möglichkeit zur Drucklegung hatte.« (StAHH, 364-13, Phil Fak Prom 339, o.N.)

Es ist anzunehmen, dass das 1938 in Athen erschienene Buch von B. Exarchos mit Titel Παιδαγωγικαί γνώμαι τοῦ Μ. Βασιλείου zur Hamburger Dissertation in Bezug steht; es kann aber nicht als Publikation im Sinne der Promotionsordnung, auf die Jäger sich bezieht, gewertet werden, und einen entsprechenden Versuch hat es nach Aktenlage auch nicht gegeben.

Notiz: Die Dokumentation des Promotionsverlaufs wurde von Prof. Dr. Ulrich Moennig im Rahmen des Essays Griechische Doktorand(inn)en an der Universität Hamburg von der Gründung der Universität 1919 bis 1941 erstellt.

Zitierweise

Ulrich Moennig: «Basil Exarchos», in: Alexandros-Andreas Kyrtsis und Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 15.02.21, URI : https://comdeg.eu/artikel/101355/.