Otto Kielmeyer

  • Veröffentlicht 16.09.20
19.01.1906,
  • Paderborn
— 16.09.1992,
  • Thessaloniki
  • Philologe
  • Sprachlehrer
  • Übersetzer

Otto Adolf Anton Kielmeyer (1906–nach 1984) war ein deutscher Philologe, der sich seit der Zwischenkriegszeit überwiegend in Griechenland aufhielt, wo er als Übersetzer, Sprach- und Kulturmittler tätig war.

Nach dem Besuch des Staatsgymnasiums in Dresden-Neustadt studierte Kielmeyer Germanistik, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Tübingen und Bonn, wo er 1931 mit einer Arbeit über Die Dorfbefreiung auf deutschem Sprachgebiet promovierte. Aufgrund seiner Mitgliedschaft in der KPD sah er sich Anfang 1933 veranlasst, Deutschland zu verlassen und über die Niederlande nach Spanien zu emigrieren, wo er bis 1936 als Lehrer (Deutsche Schule Madrid) und freier Journalist wirkte. Mit dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs siedelte Kielmeyer nach Athen über, wo er ab Herbst 1936 für das griechische Staatssekretariat für Presse und Tourismus als Schriftleiter und Übersetzer arbeitete.

1939 wurde Kielmeyer durch Kurt Meyer, den Leiter der Deutschen Akademie in Athen, als Lektor für deutsche Sprache und Literatur eingestellt, bis er nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Griechenland 1941 die Lektoratsleitung der Zweigstelle in Thessaloniki übernahm. Die nationalsozialistische Haltung, die er in dieser Stellung bezeugte, war womöglich der Sorge geschuldet, aufgrund seiner kommunistischen Vergangenheit ins Visier der deutschen Behörden zu geraten (vgl. Koutsoukou, 2008, 174f.).

Nachdem Kielmeyer im Herbst 1944 zur Wehrmacht eingezogen worden und auf dem Rückzug der deutschen Truppen in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft geraten war, kehrte er 1945 nach Leipzig zurück. Dort war er vorübergehend als kommissarischer Direktor der Universitätsbibliothek tätig, bevor er 1947 zunächst nach Ost-Berlin und später in die Bundesrepublik Deutschland übersiedelte.

Von dort aus kehrte er Mitte der 1950er Jahre nach Thessaloniki zurück, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Eine 1960 erstmals publizierte, bis 1977 mehrmals neu aufgelegte Deutsche Grammatik für Griechen (Originaltitel: Γραμματική της γερμανικής γλώσσης, ειδικά για τους Έλληνες) legt nahe, dass Kielmeyer in diesen Jahren seine Tätigkeit als Sprachmittler wiederaufnahm. Sein letztes bekanntes Zeugnis aus Thessaloniki stellt die Übersetzung Besatzungszeit. In den Krallen des Standrechts (Originaltitel: Κατοχή. Μπροστά στο εκτελεστικό απόσπασμα του Χίτλερ) von Paraskevas Miliopoulos dar, in der sich „der einstige ‚Feind‘ bemüht […], dem deutschen Leser ’sine ira et studio‘ zu verdolmetschen, was der Grieche in jenen üblen Tagen erlebt, gefühlt und durchstanden hat“.

Verwendete Literatur

Zitierweise

Marco Hillemann: «Otto Kielmeyer», in: Alexandros-Andreas Kyrtsis und Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 16.09.20, URI : https://comdeg.eu/artikel/97231/.