Günter Dietz (1930–2017) war ein deutscher Altphilologe, Lyriker und Übersetzer neugriechischer Literatur.
Der aus Karlsruhe gebürtige Dietz studierte in Freiburg i. Br. Klassische Philologie und Germanistik und promovierte ebendort mit einer Arbeit über Sallusts Briefe an Cäsar (1956). Im Anschluss daran war er von 1958 bis 1964 als Lehrer an der Deutschen Schule Athen tätig. In diesen Jahren begann sich Dietz intensiv mit der neugriechischen Literatur auseinanderzusetzen und lernte Literaten wie Odysseas Elytis, Jannis Ritsos und Aris Dikteos kennen. Seine Zeit in Athen bildete die Grundlage für eine lebenslange Beschäftigung mit der griechischen Kultur, die sich fortan in zahlreichen Studien und Übersetzungen niederschlug. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete Dietz bis zu seiner Pensionierung als Lehrer in Karlsruhe (1964–1972) und Heidelberg (ab 1972–1993). Seiner Schülerin Andrea Schellinger zufolge sah Dietz sich „in der Rolle des Übersetzers so gut wie des lehrenden und publizierenden Altphilologen – als Vermittler der griechischen Kultur, die nach seinem Verständnis von der Antike bis in die Moderne eine Einheit bildet“ (Schellinger, 2019).
Wenn das „Südland“ (so der Titel eines zwischen 1956 und 1970 entstandenen Gedichtzyklus) einerseits zum Fixpunkt seiner eigenen Lyrik wurde, so befasste sich Dietz auch als Übersetzer primär mit neugriechischer Lyrik. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Übersetzung von Odysseas Elytis’ Hauptwerk Το Άξιον Εστί (Gepriesen sei, 1969) sowie der Μαρτυρίες (Zeugenaussagen) von Jannis Ritsos (Teilübersetzungen 1968, 1982; vollständige Übersetzung 2009). Erwähnenswert ist aber auch das von Dietz betreute Themenheft der Literatur- und Kunstzeitschrift Die Horen (1972), in dem das deutsche Publikum neben zeitgenössischer griechischer Lyrik auch kritische Texte über das Griechenland der Militärdiktatur (1967–1974) fand. 2005 wurde Dietz für seine ebenso lang anhaltende wie bedeutende Übersetzungsarbeit vom Nationalen Buchzentrum Griechenlands (Εθνικό Κέντρο Βιβλίου, ΕΚΕΒΙ) und dem Athener Goethe-Institut der Deutsch-Griechische Übersetzerpreis verliehen. Der im Familienbesitz befindliche Nachlass von Dietz enthält u.a. unveröffentlichte Übersetzungen aus der Lyrik von Kavafis und Elytis.