Hans Eideneier

  • Veröffentlicht 12.10.22
21.05.1937,
  • Stuttgart
  • Hochschullehrer
  • Neogräzist
  • Übersetzer

Hans Eideneier (geb. 1937) ist ein deutscher Byzantinist, Neogräzist sowie Übersetzer mittel- und neugriechischer Literatur ins Deutsche. Er ist verheiratet mit der Verlegerin und Literaturübersetzerin Niki Eideneier. Ihr gemeinsamer Sohn ist der Autor und Übersetzer Alexis Eideneier.

Eideneier studierte Klassische Philologie, Byzantinistik, Neogräzistik, Geschichte, Philosophie und allgemeine Sprachwissenschaft an den Universitäten Tübingen, Hamburg, Thessaloniki (mit DAAD-Stipendium) und München, wo er 1966 bei Hans-Georg Beck mit einer Dissertation über Sogenannte christliche Tabuwörter im Griechischen promovierte. Ab 1969 war er als Lektor, nach seiner Habilitation 1974 mit einer kritischen Edition der byzantinischen Satire Spanos als Professor für byzantinische und neugriechische Philologie an der Universität Köln tätig. Von 1994 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002 setzte er seine Lehrtätigkeit als ordentlicher Professor für byzantinische und neugriechische Philologie an der Universität Hamburg fort.

Zu Eideneiers Forschungsschwerpunkten gehören die byzantinische Volksliteratur, die griechische Sprachgeschichte und die deutsch-griechischen Kulturbeziehungen. Im Zuge seiner Lehrtätigkeit entstanden seit den 1960er Jahren zahlreiche Einführungen und Lehrbücher zur neugriechischen Sprache, u.a. das populäre Neugriechisch ist gar nicht so schwer (Erstausg. 1980). Als Herausgeber begründete er die Reihe Neograeca Medii Aevi, in der neben kritischen Editionen mittelgriechischer Texte (Krasopateras, Ptochoprodromos u.a.) auch die Dissertation von Eideneiers Schüler und Hamburger Lehrstuhlnachfolger Ulrich Moennig über Die spätbyzantinische Rezension *ζ des Alexanderromans (1992) erschien.

Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit übersetzte Eideneier eine Vielzahl literarischer Werke aus dem Griechischen ins Deutsche, u.a. von Odysseas Elytis, Alexandros Kotzias, Dimitris Nollas, Jannis Ritsos und Thanassis Valtinos. Die meisten davon erschienen in dem 1982 gemeinsam mit seiner Frau Niki Eideneier in Köln gegründeten Romiosini Verlag. Wie Eideneier in einem Interview mit Anthi Wiedenmayer (2018) beschrieben hat, gingen viele dieser Übersetzungen als Gemeinschaftsarbeiten aus seinen Neugriechisch-Seminaren an der Universität Köln hervor, die somit gleichsam als deutsch-griechische Übersetzungswerkstatt fungierten. Zwischen 1983 und 2008 war Eideneier Vorsitzender der Initiativgruppe Griechische Kultur in der Bundesrepublik Deutschland e. V. (Πολιτιστική Ομάδα Πρωτοβουλίας, POP).

Für seine Verdienste als Forscher und Kulturvermittler wurde Eideneier 2005 mit der Ehrendoktorwürde der Aristoteles-Universität Thessaloniki sowie, gemeinsam mit seiner Frau, mit der Ehrenmedaille der Griechischen Kulturstiftung Berlin ausgezeichnet. 2017 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Demokrit-Universität Thrakien.

Verwendete Literatur

Zitierweise

Marco Hillemann: «Hans Eideneier», in: Alexandros-Andreas Kyrtsis und Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 12.10.22, URI : https://comdeg.eu/artikel/96172/.