Rudolf Fahrner (1903–1988) war ein deutscher Germanist, der zwischen 1941 und 1944 die Leitung des Deutschen Wissenschaftlichen Instituts (DWI) in Athen innehatte.
Nach dem Abitur in Linz studierte Fahrner Germanistik, Philosophie und Archäologie in Heidelberg, Kiel und Marburg, wo er durch Friedrich Wolters in den George-Kreis eingeführt wurde und 1925 mit einer Arbeit über Hölderlins Begegnung mit Goethe und Schiller promovierte. Nach seiner Habilitation 1928 lehrte Fahrner an den Universitäten Marburg und Heidelberg, wo er sich 1936 vom Dienst beurlauben ließ.
Der politische Hintergrund von Fahrners Demission sowie seiner anschließenden Versetzung nach Athen, wo er ab 1939 die neu eingerichtete Professur für Germanistik an der Universität Athen bekleidete, ist einigermaßen unklar. So war Fahrner 1933 nicht nur der Reiter-SA beigetreten, sondern befand sich auch unter den Unterzeichnenden des Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat, das im selben Jahr erschien. 1935 trat er allerdings wieder aus der SA aus und zog aufgrund seiner distanzierten Haltung zum Nationalsozialismus den Widerstand der Heidelberger Studentenschaft auf sich.
Ebenso ambivalent ist Fahrners Tätigkeit als Leiter des 1941 gegründeten DWI, einer nationalsozialistischen Propagandaeinrichtung, die sich unter seiner Ägide zu einem „eigenen Kosmos“ (Hausmann, 2010, 60) im besetzten Athen entwickelt haben soll. Inwieweit sich das DWI und sein Leiter tatsächlich von der nationalsozialistischen Kulturpolitik fernzuhalten vermochten, lässt sich aus heutiger Sicht nicht eindeutig beurteilen. Fest steht allerdings, dass Fahrner, der über den George-Kreis direkte Kontakte zur Widerstandsgruppe um die Brüder Berthold und Claus von Stauffenberg unterhielt, sich in seiner Amtszeit für einen vertieften Wissenschafts- und Kulturaustausch jenseits politischer Direktiven einsetzte.
Unter Fahrners griechischen Freunden und Bekannten sind v. a. der Archäologe Christos Karouzos (1900–1967) und der Philologe Linos Politis (1906–1982) hervorzuheben. Diese führten Fahrner nicht nur in die neugriechische Sprache und Literatur ein, sondern halfen ihm auch dabei, den Dialog (Διάλογος, 1824) des griechischen Romantikers Dionysios Solomos ins Deutsche zu übersetzen. Das Sprachmanifest, in dem der griechische Nationaldichter für den poetischen Gebrauch der neugriechischen Volkssprache warb, wurde von dem Georgianer Fahrner als Schlüsselwerk der künstlerisch vermittelten Nationsbildung interpretiert. In der Einleitung zu dem Neugriechischen Gespräch, das 1943 in München erschien, heißt es diesbezüglich: „Man möge nicht haften bleiben an den Auseinandersetzungen zwischen Gelehrtensprache und Gebrauchssprache […] und möge nicht den Kern versehen, das Wissen um die unbedingte Macht der Dichtung: dass nur in der durch den Künstler geformten Sprache den Völkern ein Leben gelinge das sich verlohnt.“
Nach dem Krieg wirkte Fahrner als Hochschullehrer in Ankara (1950–1958) und Karlsruhe (1958–1972). Seine Erinnerungen an die Athener Jahre erschienen 2008 in der von Stefano Bianca und Bruno Pieger herausgegebenen Ausgabe seiner Werke.