Hans Müller (1854-1897) war ein deutscher Philologe, Griechenland-Reisender und Übersetzer griechischer Literatur.
Müllers biographischer Hintergrund liegt heute weitgehend im Dunkeln und lässt sich nur teilweise aufgrund der verstreuten Informationen rekonstruieren, die er selbst in seinem zweibändigen Werk Griechische Reisen und Studien (1887) angibt. Demnach handelte es sich bei ihm um einen Philologen aus Halle a. d. Saale, der sich mit einer Griechenland-Reise zum Abschluss seiner akademischen Studien den „glühendsten Wunsch [s]eines Lebens“ erfüllte (Müller, 1887, Bd. 1, 1). Den Beginn seiner „neugriechischen Studien“ datiert der Verfasser des Reiseberichtes bereits auf seine Schulzeit, in der er von einem griechischen Medizinstudenten mit einem Bündel griechischer Zeitungen beschenkt worden sei (ebd., 143). Wiederholte Erörterungen verschiedener Bildungs- und Schulthemen im Verlaufe des Buches lassen den Schluss zu, dass es sich bei Müller um einen Gymnasiallehrer handelte.
Wie der Autor der Reisen und Studien selbst betont, „ist das Buch vom philhellenischen Standpunkt aus verfaßt“ und hat gegenüber den „philologisch-archäologische[n] Beschreibungen“ der bisherigen Reiseliteratur „das heutige Land und Volk der Griechen“ (ebd., V–VI) zum Gegenstand. Dementsprechend vermittelt Müller, der sich zwischen Januar und Mai 1881 in Griechenland aufhielt, in seinem Buch eine Mischung aus landeskundlichen Informationen, persönlichen Erlebnissen, Erfahrungen, Gesprächen und Ansichten. Der zweite Band der Reisen und Studien versteht sich als Anhang zu den sprach- und literaturgeschichtlichen Anmerkungen des ersten Bandes. Er enthält eine Sammlung neugriechischer Literatur, die einerseits „den Zusammenhang des Alt- und Neugriechischen und den hohen Wert desselben für das Studium des ersteren“ belegen, andererseits „den praktischen Beweis liefern“ soll, „daß die moderne griechische Sprache und Litteratur auch um ihrer selbst willen die vollste Aufmerksamkeit und Würdigung verdient“ (ebd., Bd. 2, V). Der zweisprachige Band bietet eine Auswahl neugriechischer Lyrik und Epik von bekannten Dichtern wie R. Velestinlis, I. Karasoutsas, J. Zalokostas, A. R. Rangavis sowie Ausschnitte aus dem Drama Μαρία Δοξαπατρή (Maria Doxapatri) von Dimitrios Vernardakis im griechischen Original sowie in deutschen Nachdichtungen.
Ein weiteres Mal trat Müller 1889 als Übersetzer aus dem Neugriechischen auf. In diesem Jahr veröffentlichte er bei Reclam die Erinnerungen aus dem deutsch-französischen Krieg 1870-71 von Emilios R. Rangavis.