Vangelis „Tsak“ Tsakiridis (geb. 1936) war in den 1960er und 1970er Jahren in West-Berlin als Bildhauer, Schriftsteller und Übersetzer tätig.
Nach dem Studium Rechtswissenschaften, Bildhauerei und Malerei in seiner Geburtsstadt Athen kam Tsakiridis 1959 in die Bundesrepublik Deutschland, 1963 nach West-Berlin, wo er als Bildhauer, Schriftsteller in deutscher Sprache und Übersetzer neugriechischer Literatur eine produktive Tätigkeit entfaltete.
Wie Marcel Reich-Ranicki 1967 anlässlich von Tsakiridis’ Teilnahme am letzten Treffen der literarischen Gruppe 47 bemerkte, dürften in der öffentlichen Beurteilung des Künstlers „auch außerliterarische Kriterien eine gewisse Rolle gespielt haben“ (Reich-Ranicki, 1967). Den Hintergrund dieser Bemerkung bildete die Tatsache, dass Tsakiridis infolge seiner Militärdienstverweigerung der griechische Pass entzogen, die Einbürgerung in die BRD indessen trotz seiner Ehe mit einer deutschen Frau verweigert worden war, wodurch sich der Künstler nicht nur in einer finanziellen Notsituation befand, sondern auch der akuten Gefahr der Inhaftierung und Auslieferung in das Griechenland der Militärdiktatur ausgesetzt sah. Die allgemeine Aufmerksamkeit, die diesem Fall in der Bundesrepublik zuteilwurde, äußerte sich u. a. in einer Geldspende der deutschen Verleger, die Tsakiridis bei dem Treffen der Gruppe 47 erhielt.
Auch die literarisch-übersetzerische Arbeit von Tsakiridis wurde durch die politische Großwetterlage der Zeit bestimmt. So übersetzte er für die u. a. von Günter Grass herausgegebene Reihe Luchterhand Loseblatt Lyrik 1967 sowie später für die literarischen Zeitschriften Akzente und Die Horen griechische Lyriker, die von der griechischen Militärdiktatur verfolgt wurden, und steuerte 1970 das Vorwort zu dem bei Rowohlt erschienenen Schwarzbuch der Diktatur in Griechenland bei. Die größte Wirkung entfaltete er indessen als deutscher Übersetzer des politischen Romans Z (1966), in dem der Autor Vassilis Vassilikos den aufsehenerregenden Mord an dem linken Oppositionspolitiker Grigoris Lambrakis verarbeitet. Tsakiridis’ Übersetzung, die 1968 bei Blanvalet erschien, wurde in den folgenden Jahren in zahlreichen west- und ostdeutschen Lizenzausgaben neu aufgelegt.