Marianne Klaar (1905–1994) war eine deutsche Sammlerin und Übersetzerin griechischer Volksliteratur.
Nach dem Abschluss des Lyzeums absolvierte die in Berlin geborene Tochter des bekannten österreichischen Literaturkritikers, Journalisten und Schriftstellers Alfred Klaar (1848–1927) zunächst eine Ausbildung zur Buchhändlerin. Obwohl sie sich wegen ihrer jüdischen Herkunft zunächst nicht unmittelbar bedroht fühlte, zog Klaar 1934 offenbar infolge der nationalsozialistischen Machtübernahme nach Athen, von wo aus sie ausgerechnet 1942 nach Berlin zurückkehrte. Über ihre Athener Zeit und die abenteuerlichen Begebenheiten ihrer Rückkehr berichtet sie in dem Buch Die gastliche Stadt. Dank an Athen (1947) und in einem autobiographischen Bericht Aus dem Leben und aus der Arbeit einer Sammlerin griechischer Volksdichtung, der posthum (2002) in der Zeitschrift Märchenspiegel erschien. Demzufolge arbeitete Klaar in Griechenland als Deutschlehrerin und war als Assistentin des Athener Neogräzisten und Byzantinisten Nikos A. Veis (geb. zw. 1882 u. 1887, gest. 1958) tätig, mit dem sie offenbar mehr als eine rein berufliche Beziehung verband. Im Rahmen der Byzantinisch-Neugriechischen Jahrbücher, bei deren Redaktion sie Veis behilflich war, erschien 1938 auch Klaars erste Veröffentlichung zur griechischen Volksliteratur: Klephtenkrieg, eine Sammlung neugriechischer Volkslieder, „in rhythmischer Prosa frei ins Deutsche übertragen“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ sich Klaar in Freiburg i. Br. nieder, von wo aus sie ihre volkskundlichen Studien fortsetzte und weiterhin ausgedehnte Reisen nach Griechenland unternahm. In den folgenden Jahren veröffentlichte sie im Kasseler Erich-Röth-Verlag eine Reihe von Sammlungen mit Legenden und Märchen aus Griechenland und insbesondere der Ägäis. Ergänzt wurden ihre Feldarbeiten in Griechenland durch Aufzeichnungen von griechischen Gastarbeitern in Deutschland.
Ihre Forschungs- und Übersetzungstätigkeit brachten der Autodidaktin und eifrigen Gasthörerin an der Freiburger Universität nicht nur die Unterstützung von Fachwissenschaftlern wie dem Klassischen Philologen Hermann Gundert (1909–1974) und dem Volkskundler Lutz Röhrich (1922–2006) ein, sondern verhalfen ihr auch zur Förderung durch namhafte Institutionen wie der Thyssen-Stiftung.
1983 wurde Klaar für ihre Verdienste um die deutsch-griechische Verständigung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, 1986 mit dem Europäischen Märchenpreis der Märchenstiftung Walter Kahn ausgezeichnet.