Jorgos Busianis

1885, Athen - 1959, Athen

Maler

Jorgos Busianis (1883–1959) war ein moderner Maler, der hauptsächlich in Griechenland und Deutschland wirkte. Er lebte und arbeitete in Athen, Berlin, München und Paris und prägte die griechische Malerei des 20. Jahrhunderts maßgeblich.

Ab 1897 besuchte Busianis die Athener Kunsthochschule, die er 1906 mit dem ersten Preis abschloss. Dank eines Privatstipendiums konnte er im gleichen Jahr ins Ausland gehen und entschied sich, sein Studium in München fortzusetzen. Hier lernte er 1907 an der Privatschule von Walter Thor und von 1908 bis 1909 an der Akademie der Bildenden Künste München bei Otto Seitz und Georg Schildknecht (vgl. Charalampidis, 2009). Das Ergebnis seiner Lehre war nach eigenen Angaben “innere Unruhe” in Bezug auf die Suche nach seinem persönlichen künstlerischen Stil. Während seiner 1909 begonnenen Ausbildung unter Max Liebermann in Berlin kam er mit dem Spätimpressionismus in Kontakt (vgl. Marwitz, 1981, 213).

Durch verschiedene Experimente mit malerischen Techniken in seinem Frühwerk sind seine Bilder schwer einem Stil zuzuordnen. Ab den 1920er Jahren wurde erkennbar, dass das von ihm gewählte Mittel seiner Kunst die Farbe und ihr innerer Wert war. Durch die räumliche und emotionale Wirkung der Farbe versuchte er in zahlreichen Porträtarbeiten und Akten, hauptsächlich von Frauen, die psychologischen Erschütterungen des Menschen abzubilden (vgl. Marwitz, 1981, 233).

Nach seiner Ausbildung kehrte Busianis 1910 nach München zurück, wo sich ein enger Kontakt mit dem Künstler Giorgio De Chirico sowie mit dem Architekten Dimitris Pikionis und dem Maler Oumbertos Arjyros entwickelte. 1913 wurde Busianis Mitglied der Münchener Künstlergenossenschaft und 1927 der Münchner Neuen Sezession. Infolge seiner Mitgliedschaft in der Künstlergenossenschaft kam er mit bedeutenden deutschen expressionistischen Malern in Kontakt, mit denen er in den 1920er Jahren auch ausstellte. Aufgrund dieser Kontakte und auch aufgrund der durchlebten Schrecken des Ersten Weltkriegs wandte er sich 1917 dem Expressionismus zu (vgl. Charalampidis, 2009).

Die erste Galerie zu Beginn seiner Karriere war ab 1922 Heinrich Barchfeld in Leipzig und in den Jahren 1926 bis 1930 wurde er auch von der Galerie Tannhäuser in München und Berlin vertreten. Barchfeld stellte seine Arbeiten auch in Chemnitz und Dresden aus. Hierdurch kam es 1927 zu einer Solo-Ausstellung in der Kunsthütte Chemnitz und 1928, 1930 und 1932 zu weiteren Ausstellungen in der Galerie. In den Folgejahren sanken die Verkaufszahlen seiner Bilder allerdings stetig. Von 1929 bis 1932 ermöglichte die Galerie Barchfeld ihm daraufhin einen Aufenthalt in Paris, in dessen Verlauf zahlreiche Aquarelle entstanden (vgl. Charalampidis, 2009). Zu Beginn der Wirtschaftskrise 1932 kündigte die Galerie Jorgos Busianis jedoch den Vertrag. Daraufhin kehrte er nach München zurück und reiste von dort 1934 aufgrund der immer angespannteren politischen Verhältnisse unter den Nationalsozialisten und auch wegen eines Stellenangebots der dortigen Kunsthochschule nach Athen zurück. Als er dort ankam, musste er feststellen, dass die Stelle schon besetzt worden war. Eine Zeichenlehrerstelle an einer anderen Schule lehnte er ab, um „die Freiheit seiner Arbeit zu erhalten“ (vgl. Marwitz, 1981, 214). Trotz zahlreicher Karriererückschläge und der finanziell schwierigen Lage, in der er sich in Athen befand, stellen Busianis’ Teilnahme an der Biennale in Venedig 1950 sowie der Preis der Guggenheim Foundation, den er 1956 dort erhielt, erste Zeichen der Anerkennung seines Werks dar.

Am 22.10.1959 starb Busianis in Athen. Postum ist der Handelspreis für seine Arbeiten in Griechenland laufend gestiegen. Es gründete sich zudem 1960 eine griechische Gesellschaft der Freunde von Busianis (Οι φίλοι του Μπουζιάνη), die maßgeblich dazu beitrug, sein Werk in Griechenland zu verbreiten. Busianis gilt heute in Griechenland als einer der bedeutendsten Vertreter der griechischen Gegenwartsmalerei und einer der ersten griechischen Expressionisten (vgl. Charalampidis, 2009). In seiner langjährigen Heimat München und Eichenau ist er allerdings heute trotz der Ernennung eines Eichenauer Platzes nach ihm (vgl. Marwitz, 1981, 233) so gut wie vergessen.

 

Notiz: Der vorliegende Artikel ist im Rahmen des von Prof. Dr. Eleonora Vratskidou geleiteten Forschungsseminars Athen-München-Berlin: künstlerische Verflechtungen entstanden, das im Wintersemester 2019/2020 am Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik der Technischen Universität Berlin durchgeführt wurde.

Verwendete Literatur

Yorgo Busianis: ein griechischer Maler neben Max Beckmann
Herbert Marwitz (Autor*in)
1981
Der Herr. Zur Genealogie des modernen Menschenbildnis
Herbert Marwitz (Autor*in), Universität München. Institut für Klassische Archäologie (Herausgeber*in)
1975
Jorgo Busianis. Ein Maler auf der Suche nach dem Unbestimmbaren und der Stille
Herbert Marwitz (Autor*in)
1966/67
Jorgos Busianis
Alkis Charalampidis (Autor*in), Karin Aridas (Übersetzer*in)
La réception de l'expressionnisme en Grèce dans les trois premières décennies du XXe siècle
Evgenios D. Matthiopoulos (Autor*in), Isabelle Krzywkowski (Herausgeber*in), Cécile Millot (Herausgeber*in)
2007
Οι Αφορισμοί του Γιώργου Μπουζιάνη
Μαριλένα Ζ. Κασιμάτη (Autor*in)
Καλοκαίρι 2018
Το τετράδιο με τους αφορισμούς του Μπουζιάνη
Jorgo Busianis (Autor*in), Μαριλένα Ζ. Κασιμάτη (Übersetzer*in), Δημήτρης Δεληγιάννης (Herausgeber*in)
1988

Zitierweise

Clara Westendorff, »Jorgos Busianis«, in: Alexandros-Andreas Kyrtsis und Miltos Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 16.11.2020, URI: https://comdeg.eu/artikel/95148/.

Metadaten

Artikeltyp Person
Index Jorgos Busianis
GND-Referenz Mpuzianēs, Giōrgos (119208741)
Verfasser*in Clara Westendorff
Lizenz CC BY-NC-ND 4.0
Sprache Deutsch

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